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  Romana Kalkuhl und die Burning Witches
Text und Interview: Bianca Ritter Fotos: Line Hammett
Laura Guldemond, Larissa Ernst, Jeanine Grob, Lala Frischknecht und Romana Kalkuhl, das sind aktuell die Burning Witches aus Brugg; eine rein weibliche Heavy Metal-Band. Wir haben uns mit Bandgründerin Romana unterhalten.
Romana, 1984 erschien mit «Burning The Witches» das erste Album der deutschen Metal-Band Warlock. Stand der Name Pate für euch? Und wie stark hat Dich Doro Pesch inspiriert, selber Musik zu machen und eine (rein weibliche) Band zu gründen?
Das wurden wir auch schon gefragt. Fakt ist, dass wir alle in der Band Doro zuvor gar nicht so gut kannten. Auch besagtes Album war uns nicht bekannt. Von daher hat der Name hier keinen direkten Bezug. Mein Papi ist Tenor am Zürcher Opernhaus, und schon als Dreikäsehoch war ich oft dabei, sah irre Kostüme, üppige Haarprachten, viele edel gewandete Fantasiewesen. Brennende He- xen schwirrten mir wohl schon damals durch den Kopf... und so kam es zu Burning Wit- ches. Frauenbands, die wir kannten, waren z.B. Iron Maidens oder Vixen. Eine Frauen- band mit Mädels wurde je länger, je mehr ein Traum.
Warum eigentlich Heavy Metal? War das schon immer Dein Ding? Welche Musiker haben Dich beeinflusst und Deinen Ge- schmack geprägt?
Als sich in der Schulzeit einzelne Grüpp- chen und diverse musikalische Lager bilde- ten, bekam ich mal eine CD geschenkt von Metallica. Das begeisterte mich auf Anhieb und bewog mich dazu, Gitarre zu studieren/ lernen. Diesem Weg folgte ich und setzte das Ziel an der Musikhochschule in Winter- thur um. Beeinflusst haben mich Bands wie Judas Priest, Iron Maiden oder Manowar.
Die Burning Witches stiessen bereits kurz nach der Bandgründung 2015 auf offene Ohren in den Medien. So wurde Eure erste selbstbetitelte Single vom Metal Hammer zum «Demo des Monats» gekürt. Ziemlich rasant ging es bergauf, und ihr seid schon mit dem 2. Album «Hexenhammer» auf dem renommierten Label Nuclear Blast
gelandet. Wie erklärst
Du Dir den Erfolg?
Unglaublich und uner-
wartet. Zuerst war das
alles ein Traum. Spass
haben an der Sache
stand mehr im Vorder-
grund als das Streben
nach Erfolg. «Schmier»,
unser Manager, fand
die Idee einer Frauen-
band sehr cool, ebenso
mein Mann, der selber
in zwei Metal-Bands
spielt. Wir wurden von
allem Anfang an gut
begleitet. Und als sich
dann so rasch Erfolg
und Resonanz in den
Medien dazugesellten, waren wir überwäl- tigt. Noch heute spüre ich dieses starke Ge- fühl. Wahnsinn! Mir persönlich ist es aber wichtig, dass wir immer bodenständig blei- ben. Das sage ich auch den Mädels immer wieder.
Als Schweizer Band – aktuell mit einer Sängerin aus den Niederlanden – habt ihr schon für viel Furore gesorgt auf interna- tionalen Bühnen. Ich sag nur «Wacken», «Summer Breeze» oder «Rockharz». Wie ist das für Euch Mädels, auf so grossen Open Air-Bühnen zu stehen?
Ein Traum ist das. Vor allem «Wacken»... da fehlen einem die Worte. Vor einem Gig, wenn das Intro erklingt und die Leute laut- hals grölen, ist es riesig, das Lampenfieber. Unglaubliches Gefühl, wenn sich dies dann auf der Bühne entlädt. Und trotz diesem, ich nenn’ es mal Mini-Stardom, soll man nie ver- gessen, wer man ist und woher man kommt.
Wie tolerant ist die Metal-Szene? Wer- det Ihr manchmal belächelt von Euren männlichen Kollegen? Gibt’s Neid, Belästigungen?
Ich dachte auch immer, dass die Metal- Szene durchwegs sehr tolerant ist. Aber es gibt tatsächlich auch viel Neid. Das geht zum Teil – vor allem in Sozialen Medien – so weit, dass man uns zumutet, gar nicht selber die Instrumente zu spielen, sondern diese von männlichen Kollegen einspielen zu lassen. Das ist absurd, zeigt aber auf, wie Menschen ticken. Insgesamt, und da kann
ich für die ganze Band reden, ist die Szene tolerant. Man fühlt sich wie in einer grossen Familie. Das ist wirklich der (Metal) Hammer!
Und wie geht es jetzt für Euch weiter? Was habt Ihr als Band für Ziele? Und was mich noch interessiert: Kann man davon leben? Das Ziel ist, weiter so Musik zu machen und Konzerte zu spielen. Nach einer kleinen CH- Tour Ende Jahr planen wir fürs 2022 eine Tournee durch die USA und Südamerika. Da würde ein Traum wahr. Jede hat noch einen Job nebst der Band. Ich z.B. unterrichte Gitarre, andere Schlagzeug, Klavier usw. Alle sind in der Musik daheim.
Der Blick betitelte Dich 2020 als – ich zitiere – «die härteste Rockerin der Schweiz». Wie siehst Du das selber? Und wo kommen die softeren Seiten von Dir zum Vorschein?
Schwer zu sagen, es gibt viele gute Musiker bzw. Musikerinnen in der Schweiz. Vielleicht sind es nicht so viele Frauen, die auch ei- nen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen, gerade im Rock-Business. Und auf diese Gruppe bezogen, mag es sein, dass der Titel nicht ganz falsch ist. Zumindest auf der Bühne erwacht die harte Rockerin in mir zum Leben. Ansonsten lebe ich jedoch ein ganz normales Leben.
Herzlichen Dank für das coole Gespräch und «good luck» mit Burning Witches.
www.burningwitches.ch
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