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 400 Follower und drei Hunde ...
Text und Interview: Maximilian Marti Foto unten rechts: zVg
... weiss Sarah Gabriela Müri hinter sich, wenn sie während der Wintermonate mit ihren Schafen von Weide zu Weide unterwegs ist. Die gelernte Geomatike- rin ist eine der wenigen Hirtinnen in der Schweiz. Wir trafen uns in der Nähe vom Schloss Wildenstein BL.
Sarah, warum wurden Sie Hirtin?
Ich wuchs auf in Bülach. Schon als Kind faszinierten mich die Wanderherden auf dem Flughafengelände und die offensicht- liche Verbundenheit der Hirten mit ihren Tieren. Nach meinem Lehrabschluss und einiger Zeit im Berufsleben konnte ich dem Ruf der Natur nicht länger widerstehen und zog in die Walliser Berge. Ich war als Snow- boardlehrerin beschäftigt, half beim Pisten- rettungsdienst und arbeitete in der Land- wirtschaft. Bald nachdem ich mir ein paar Ziegen und einen Hüte-Hund gekauft hatte, machte ich erste Erfahrungen mit Schafen und wusste sofort, dass ich dort angekom- men bin, wo ich hingehöre.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Um ca. 05:30 Uhr ist Tagwacht, Hunde rauslassen und Frühstück. Meistens fahre ich dann zur nächsten Weide, um dort den Mittagspferch aufzustellen und die nötigen Vorbereitungen zu erledigen. Dann gehts zur Herde. Wenn ich sicher bin, dass alle wohl- auf sind, gehen die Hunde in Stellung, und ab geht die Post in Richtung Mittagspferch. Nach der Mittagspause ziehen wir weiter zum Nachtlager, wo die Hütehunde von den Schutzhunden abgelöst werden. Die Herde wandert hier auf einem Rundgang, so ha- ben wir pro Tag etwa vier Kilometer zurück- zulegen, optimale Bedingungen.
Was ist der Sinn der Wanderherden?
Die Tiere müssen im Winter nicht eingestallt werden, was extrem gut ist für ihre Gesund- heit, für die Woll-Qualität und die des Flei- sches. Krankheitsfälle sind sehr selten. Fut- terkosten fallen weg, weil die Tiere mit dem Gras, das im Herbst liegen bleibt, genü- gend zu Fressen finden. Die Bauern schät- zen den aufgelockerten und gut gedüngten Boden, den die Schafe zurücklassen.
Wie gross ist Ihre Herde, und wie viele Hunde arbeiten mit Ihnen?
Meine fünf Hunde und ich betreuen 400 Schafe. Drei von den Hunden sind Hüte- hunde. Zwei von ihnen sind ausgebildet, der dritte ist noch in der Lehre. Die anderen zwei sind Herdenschutzhunde, die nachts für Ordnung sorgen. Um zu lernen, mit Hun- den richtig umzugehen, besuchte ich Kurse in Holland, Italien und Deutschland. Wir neh- men regelmässig an Workshops und Con- cours teil, um auf hohem Niveau zu bleiben.
Was wünschen Sie sich?
Dass wir Hirten mit weniger Vorschriften und Papierkrieg konfrontiert würden. Wir kennen unsere Tiere und wissen, was zu tun ist, damit sie und wir ein gesundes, schönes Leben haben.
schafhirtin.ch sszv.ch
   Christian Aeschlimann, Geschäfts- führer des Schweizerischen Schafzuchtverbandes:
Unser Verband wurde 1917 zur zielge- richteten Förderung der schweizerischen Schafzucht gegründet. Anlässlich der ers- ten Hauptversammlung zählte der Verband sechs Schafzuchtgenossenschaften zu seinen Mitgliedern, heute sind es rund 320. Diese Genossenschaften sind schweizweit
in 23 Kantonalverbänden zusammenge- fasst. Der Schafzuchtverband ist die Dach- organisation und führt als vom Bund aner- kannte Zuchtorganisation das Herdebuch von aktuell zwölf Rassen. Im vergangenen Jahr betrug der Bestand rund 54000 Her- debuchtiere. Nebst den vier traditionellen Schweizer Rassen Weisses Alpenschaf, Schwarzbraunes Bergschaf, Braunköpfiges Fleischschaf und Walliser Schwarznasen- schaf werden seit 1990 auch Rassen wie Texel, Suffolk und Nolana im Herdebuch ge- führt. Der Schafzuchtverband legt für jede Rasse einen Standard mit Zuchtzielen fest und führt Leistungsprüfungen durch.
Daneben engagieren wir uns zugunsten der Schafzucht und -haltung in Gremien von landwirtschaftlichen Organisationen, set- zen uns für angemessene Marktpreise ein und vertreten die Interessen unserer Mit- glieder in der Politik und der Öffentlichkeit.
Weitere Informationen zum Verband finden Sie unter www.sszv.ch.
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