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  Meh Dräck!
Text und Interview: Anicia Kohler
Je dreckiger, desto besser – als Kind gab es für Jacqueline Schneebeli kaum Besseres, als wenn es auf dem Biketrail so richtig spritzte. Jahre später merkte sie, dass ihr auch der Wettkampf liegt.
2019 – in ihrer letzten Saison als Juniorin – gewann Jacqueline Schneebeli quasi alles, was es in Sachen Mountainbike zu ge- winnen gibt. Sie wurde nicht nur Schweizer Meisterin, sondern auch Europa- und Weltmeisterin. Auch in der Elite hat sich Jacque- line bereits als grosse Hoffnung für das Crosscountry gezeigt. Zum Saisonstart 2020 hin wurde sie beim Etappenrennen in Spa- nien gleich Dritte. Jacqueline Schneebeli ist Mitglied des jb Ra- cing-Teams mit zehn FahrerInnen von der U19 bis zur Elite.
Jacqueline, wie läuft es bei Dir
im Moment?
Ich habe wieder mit dem Training begonnen. Nach dem letzten Rennen gab es eine kleine Saisonpause. Jetzt bin ich dran, das Trai- ning wieder seriös aufzubauen. Natürlich ist alles noch ein bisschen ungewiss. Aber wir arbeiten einfach mal auf die nächsten Ren- nen hin (lacht).
Was bedeutet das für Dich, seriös zu trainieren?
In meiner Saisonpause bin ich einfach nach Lust und Laune gefahren, ein bisschen nach Gefühl. Ich habe es einfach nur genossen und mir Zeit zur Erholung gegönnt. Und jetzt verfolge ich wieder einen klaren Trainings- plan, mache Krafttrainng, Intervalltraining, Stabilisation, und so weiter. Das ergibt wöchentlich etwa 14 Stunden.
Du bist dank Deinem Vater auf das Mountainbike gekommen. Wie ging das? Ja, genau! Er ist schon immer Velo gefahren, mein Grossvater auch. Ich selber bin auch schon recht früh Velo gefahren. Ich fand es immer mega cool, wenn die beiden nach
einer Runde so schmutzig nach Hause ge- kommen sind. Das wollte ich dann auch im- mer – dass es so richtig spritzt (lacht). Rein leistungssportmässig mache ich es noch nicht so wahnsinnig lange. Vor etwa sechs Jahren bin ich das erste Rennen gefahren. Ich bin einfach mit einer Kollegin mitgegan- gen und ein bisschen gefahren. Richtig se- riös mache ich es seit etwa vier Jahren.
Und was sagt Dein Vater zu Deinem Erfolg?
Meine Eltern, meine ganze Familie unter- stützen mich sehr. Sie freuen sich für mich, wenn es gut läuft, und unterstützen mich auch, wenn es nicht so läuft. Sie machen mir überhaupt keinen Druck. Das finde ich sehr wichtig!
Machst Du immer noch Touren mit Deinem Vater? Oder fährst Du ihm einfach um die Nase herum?
Unter der Woche trainiere ich meistens al- lein, weil er dann am Arbeiten ist. Und In- tervalltraining braucht er halt nicht, sagt er
immer (lacht). Aber am Wochen- ende machen wir schon öppe mal ein Tüurli. Das kann auf dem Bike sein, oder freeride, oder mit dem Rennvelo.
Gibt es viele Mädchen und Frauen, die Mountainbike fahren?
Wenn man es mit den Männern vergleicht, sind wir sicher eher wenige. Es sind sicher dreimal mehr Männer am Start. Aber es gab schon immer Frauen, die Profis waren. Und die wenigen Frauen, die fahren, sind wirklich stark!
Gab es für Dich einen Zeitpunkt, als Du entschieden hast, dass Du Leistungssport machen möchtest?
Das war in meinem letzten Jahr als U17-Fahrerin. Ich habe mir damals überlegt: In einem Jahr kommst du zu den Junioren, wo möchtest du dann sein? Da habe ich entschieden, dass ich einen Trainer und einen Trainingsplan haben möchte, damit ich auch
dort vorne mitfahren kann.
Du sagst von Dir, Du hättest einen starken Willen und einen sturen Kopf...
Wenn ich etwas will, dann kann ich mega hart dafür arbeiten. Dann gehe ich trainie- ren, auch wenn das Wetter gar nicht schön ist, oder wenn ich müde bin. Ich möchte es einfach durchziehen! Das kann mir natürlich auch zum Verhängnis werden (lacht).
Nehmen wir mal an, Du hast freie Zeit, bist mit dem Trainingsplan durch, und kannst einfach etwas fahren, was Dir Spass macht. Welche Strecke wählst Du dann?
Das ist gar nicht so einfach. Für eine kurze Strecke würde ich wahrscheinlich in der Region bleiben. Zwischen Albis und Hirzel gibt es ein paar coole Flowtrails. Und wenn ich länger Zeit hätte, würde ich in Richtung Zugerberg-Wildspitz gehen. Dort gibt es ein paar richtig tolle Abfahrten!
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