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 «Es war ein sehr märchenhafter Dreh»
Text und Interview: Isabel Hempen
Foto links: Stefan Klüter
Foto rechts: TL+ / Story House Pictures/L. Salna
Es ist ein Donnerstagmorgen Anfang Ok- tober, vor etwas über einem Monat sind für Dominique Devenport die Dreharbei- ten zur neuen, sechsteiligen Sisi-Verfil- mung von RTL+ zu Ende gegangen. Wir erreichen die 25-jährige Luzernerin per Videocall bei sich zu Hause in München.
Dominique, Du wirst demnächst in Deiner ersten grossen Hauptrolle als Kaiserin Elisabeth zu sehen sein.
Ja, und ich hatte auch ein bisschen Respekt davor, weil ich keine Erfahrung mit einer so grossen Rolle hatte. Die tatsächliche Angst kam aber erst am Set selbst, als ich er- kannte, wie gross die Produktion wirklich ist und was alles von mir erwartet wird. Die ers- ten sechs Wochen drehten wir im Studio in Riga, wo die Hofburg-Innenräume komplett nachgebaut waren – so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Eine beeindruckende Rolle, wenn man bedenkt, dass Du gerade erst Dein Schauspielstudium an der Otto- Falckenberg-Schule in München abgeschlossen hast.
Ja, ich hatte einfach Glück! Ein Freund kannte zufälligerweise die Casterin für die Sisi-Verfilmung. Als ich ihm sagte, dass ich das eine coole Rolle fände und mich die Fi- gur extrem interessiere, traf er die Casterin tags darauf ohne mein Wissen. Worauf ich zum Casting eingeladen wurde! (lacht)
Was war die grösste Herausforderung für Dich beim Dreh?
Davor hatte ich ja erst ein paar kleinere Rol- len in Fernsehproduktionen; die grösste He- rausforderung war für mich daher, mich in der Filmwelt zurechtzufinden. In der Haupt- rolle ist man eine der Konstanten überhaupt und hat zeitlich ein enormes Pensum abzu- liefern. Auch klappt nicht immer jede Szene so, wie man es gerne hätte, und trotzdem muss es weitergehen. Das war anfangs sehr anstrengend. Ich hatte aber das Glück, ein wunderbares Team um mich zu haben.
Szene aus der sechsteiligen Sisi-Verfilmung von RTL+
Gedreht wurde von April bis August 2021. Was wird Dir besonders in Erinnerung bleiben?
Es war ein sehr märchenhafter Dreh. Man spielt ein Kaiserpaar, trägt Kostüme und dreht in wunderschönen Schlössern. In Ver- bindung mit dem tollen Team ergab das eine einzigartige Stimmung, es lag ein Zauber auf der ganzen Produktion.
Wie hat sich das Spielen im Kostüm angefühlt?
Man kann in solchen Kostümen mal in eine ganz andere Rolle hineinschlüpfen. In mei- nem Fall waren sie aber sehr schwer, volu- minös und eng, sodass ich mich kaum allein fortbewegen konnte. Auch körperlich war es sehr anstrengend. Andererseits erlangt man grösseres Verständnis und grössere Achtung für die Frauen von damals, die den ganzen Tag lang in solche schweren Kleider gezwängt waren.
Ist dieses Verständnis auch in Deine Rolle miteingeflossen?
Ja. Eine Frau hatte damals Puppe zu sein, schöne Kleider zu tragen und Kinder zu ge- bären – Sisi aber erkämpfte sich eine Posi- tion als Mensch zurück. Sie ist insofern in- teressant, als sie es geschafft hat, sich ein eigenes Leben fern des Hofes aufzubauen, und das versuchen wir auch zu zeigen.
Wie unterscheidet sich die neue Verfilmung von den früheren Sisi-Filmen?
Unser Vorbild war die historische Kaiserin, daher ist unsere Sisi menschlicher als jene aus den 1950er Jahren: Sie ist auch mal schlecht gelaunt, hat Schwächen, macht auch Fehler. Wir zeigen die Sisi-Franz- Geschichte nicht als romantische Lovestory, sondern aus einem rea- listischeren Blickwinkel: Als Sisi Franz heiratete,
war sie 15 und hatte ihn zuvor einmal ge- sehen. Die beiden mussten erst einmal herausfinden, was sie als Paar überhaupt zusammenhält.
Was erhoffst Du Dir von der Rolle für Deine Karriere?
Sie war für mich meine erste wirkliche Rolle als Schauspielerin und das war mit vielen ersten Malen verbunden. Daher wird sie für mich immer ein besonderes Erlebnis bleiben. Ich erhoffe mir natürlich, dass die Verfilmung eine gewisse Reichweite erlangt und dass mir auch in Zukunft zugetraut wird, grössere Rollen zu spielen.
Ab November bist Du festes Ensemble- mitglied am Volkstheater Rostock. Was sind Deine weiteren Pläne für die Zukunft?
Ich würde rüdig gern Theater und Filme machen, und ich habe das Glück, dass das Volkstheater Rostock sehr offen mit dem Filmthema umgeht. Ich würde mich freuen, wenn auch künftig wieder Film-Angebote reinkämen.
Du lebst seit 2017 in Deutschland. Vermisst Du die Schweiz?
Manchmal vermisse ich Luzern – dieses Ge- fühl, das einem die Heimatstadt gibt. Luzern ist der Ort, wo ich zur Ruhe komme, und ich freue mich immer, wenn ich da bin. Ich fühle mich aber sehr wohl in Deutschland. Wieder in die Schweiz zu ziehen, ist deshalb aktuell kein Thema.
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