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Best Of Europa
Text und Interview: Maximilian Marti Fotos: Oliver Lang und Anita Affentranger
Seit 2018 beeindruckt ein markanter Neubau gegenüber dem Bahnhof Lenz- burg durch seine prägende Dominanz: das Stapferhaus. Am 6. Mai 2021 wurde die Institution von einer internationalen Jury mit dem European Museum of the Year Award 2020 ausgezeichnet. Die Jury befand das Stapferhaus in allen Dimensionen als exzellentes und innova- tives Haus, das eine einzigartige Atmo- sphäre bietet für mannigfaltige Nutzung, dazu eine phantasievolle, wandelbare Präsentation ermöglicht sowie einen originellen, kreativen Ansatz pflegt für Bildung und soziale Verantwortung.
Frau Fraefel, Sie sind seit dem Umzug des Stapferhauses an diese Adresse und seiner Eröffnung dabei als Verantwortli- che für Marketing und Kommunikation. Rückblickend, welches war Ihr bisher spannendster Moment?
Spannend finden wir eigentlich alles, womit wir uns als Team befassen, aber einen Hö- hepunkt erlebte ich bereits ganz am Anfang von meiner Anstellung. Wir eröffneten Ende Oktober 2018 nicht nur das Haus, in dem erstmals Ausstellungs- und Büroräume un- ter einem Dach untergebracht sind, sondern auch die erste Ausstellung «FAKE. Die ganze Wahrheit». Es war ein Riesenerfolg! Am Tag der Eröffnung, es war ein Sonntag, war open
house und wir durften über tausend Leute begrüssen. Von null, dem leeren Haus, auf 1000 in kürzester Zeit! Ich war ja noch nicht lange dabei und war darum mit den Akti- vitäten hinter den Kulissen noch nicht im Detail vertraut, aber da wurde mir bewusst, was den guten Geist des Stapferhauses ausmacht: das Team. Alle packten mit an, räumten hübsch angezogen den Geschirr- spüler aus, servierten und räumten ab, sa- hen offenen Auges, wo Hilfe nötig war, und machten so das schier Unmögliche möglich und den Tag zum unvergesslichen Erlebnis für uns und alle, die zu uns kamen.
Welches Thema steht aktuell
zur Debatte?
Eines der ganz grossen und wichtigen The- men, das unsere Gesellschaft beschäf- tigt: Das Thema Geschlecht. Wer bin ich? Was ist männlich, was weiblich? Und was führt darüber hinaus? Dabei Antworten auf diese und viele andere Fragen zu finden, hilft unsere sinnlich erfahrbare Ausstel- lungswelt mit dem Titel «Geschlecht. Jetzt entdecken».
Wer definiert die Themen der Ausstellun- gen und wie werden die Ausstellungen erarbeitet?
Auch das geschieht in Teamarbeit. Wir hören einander aufmerksam zu, diskutieren die Pros und Kontras der Ideen, Vorschläge und Meinungen, bis wir einen Konsens erreichen, der in unser Konzept passt.
Noemi Fraefel
Nichts geht hinaus, das nicht von mindes- tens einer anderen Person gesehen wurde. Nichts wird im Alleingang entschieden, jede Aktivität soll unserem gemeinsamen Wohl dienen und nützen.
Diese grundsätzliche Haltung hat offenbar auch die Jury beeindruckt, zusammen mit allem, was das Stapferhaus von traditio- nellen Museen unterscheidet: der pionier- hafte Bau per se, die mobilen Räume, die Interaktion mit dem Publikum, das flankie- rende Workshop- und Kursangebot und die Ausrichtung zur Gegenwart und Zukunft anstelle der musealen Retrospektive. Dass wir zum besten Museum des Jahres 2020 gewählt wurden, zeigt, dass unser Bemü- hen, unsere Sache richtig zu machen, über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird. Zusammen mit unserem Publikum, dem Stiftungsrat, den Gönnern, Sponsoren, Behörden und allen, die an diesem schö- nen Erfolg mitgearbeitet haben, freuen wir uns über diese Auszeichnung und auf eine spannende Zukunft.
www.stapferhaus.ch
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