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 Ich tue, wonach mein Herz schreit!
Text und Interview: Regula Elsener Steinmann Fotos: Nils Sandmeier
Süsse 16 war Veronica Fusaro und noch ein richtiger Teenager, als sie 2014 bei der TV-Show «The Voice of Switzerland» teilnahm. So richtig in Fahrt kam ihre Kar- riere zwei Jahre später, nachdem Radio SRF 3 sie zum «Best Talent» kürte. Es folgten erste Auftritte an Festivals im In- und Ausland, eigene Konzerte und die Zu- sammenarbeit mit einem professionellen Management. 2019 trat sie gar im Vorpro- gramm von Weltstars wie Mark Knopfler oder Eagle-Eye Cherry auf.
Unser Gespräch ist auf 10 Uhr morgens angesetzt. Zu früh? Gemäss gängigem Cliché sind Musikerinnen und Musiker um diese Zeit noch im Tiefschlaf ... (Lacht) Nun ja, hätte ich gestern Abend ein Konzert gespielt, wäre es tatsächlich noch etwas früh! Da komme ich jeweils erst nachts um drei ins Bett. Aber heute passt das sehr gut.
Bei der Recherche über Sie las ich immer wieder Sätze wie «grosses Talent», «von ihr wird man noch viel hören», und auch die NZZ schrieb: «Stimme mit Zukunft». Was löst das bei Ihnen aus?
Ein wohliges Gefühl! Gerade weil ich selbst immer mal wieder Zweifel an mir habe, geben mir solche Zeilen eine gewisse Sicherheit und Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.
Wie gross ist aber die Gefahr, dass man ewig in der «Talent»- und «Newcomer»- Ecke stecken bleibt?
Oh, ich arbeite daran, dass das nicht pas- siert! Das erste wichtige Ziel habe ich schon erreicht: Ich kann mit 23 Jahren von der Mu- sik leben. Das ist nicht selbstverständlich und macht mich extrem glücklich.
Ich bewundere immer wieder, wie Mu- sikerinnen und Musiker an ihrem Traum festhalten! Was gibt Ihnen Motivation? Ich denke, was Sie sagen, trifft es ziemlich gut: Ein bisschen zu träumen gehört dazu. Ohne dabei naiv zu sein. Als Musikerin tue ich ... (sucht nach Worten) ... wonach mein Herz schreit, woran ich glaube, was ich liebe. Entgegen dem, was man vielleicht als «Vernunft» bezeichnen würde.
Die Bilder sind zur Lancierung von Veronica Fusaros Song «Fool» entstanden, der im April 2021 erschienen ist.
 Aha, höre ich da Ihre Eltern raus, die sicher sagten: «Meitschi, so lern doch öppis gschiids»?
(Lacht) Ja klar, solche Diskussionen gab es natürlich. Meine Eltern wollten schliesslich das Beste für mich. Sie haben mich aber stets auch unterstützt und freuen sich heute mit mir, dass ich meinen Traum leben kann.
Musik ist ja auch immer ein Spagat zwischen Kunst und Kommerz. Wie empfinden Sie das?
Es gibt Musiker, die erschaffen bewusst eine Art Kunstfigur ...
... wie etwa Lady Gaga?
Genau! Das ist ein klares Konzept und passt perfekt zu ihr. Bei mir hingegen ist alles sehr authentisch. Was die Musik an- geht, würde ich mich nie verbiegen. Aber natürlich mache ich mir Gedanken darüber, wie ich einen Song vermarkten kann, da- mit er überhaupt gehört wird – wie also das Video dazu aussehen soll oder die Bilder des Fotoshootings. Ich habe mich dabei aber noch nie unwohl oder gar unter Druck gefühlt.
Warum wollen Sie Geschichten musikalisch erzählen? Können Sie
das beschreiben?
Worte können so viel auslösen. Musik ebenso. Wie viel Kraft hat also erst die
Kombination von beidem! Zudem liebe ich es, mit Klang und Texten zu spielen. Das löst eine Leichtigkeit aus, die mich immer wieder fasziniert. (Überlegt einen Moment) Es ist ein Gefühl von «Hey, die Welt ist ok!»
Sie haben in kurzer Zeit sehr viel erreicht. Was noch fehlt, ist der ultimative Hit, den jeder kennt!
Ja, ja, dr cheibä Hit (lacht herzhaft). Das ist schon verrückt in der Musikwelt: Ein einzi- ger Song kann dir ganz viele Türen öffnen. Drum schlummert wohl in jedem Musiker und jeder Musikerin die leise Hoffnung, ein Lied zu schreiben, bei dem jeder mitsingt und Freude verspürt. Auch in mir.
Sie singen auf Englisch. War Mundart nie ein Thema?
Seit ich 2018 am «Schweizer Tag» bei Radio SRF 3 Mani Matters «Hemmige» gesungen habe, gehört das Stück fix zu meinem Kon- zertrepertoire. Ich habe gemerkt, dass ich mich in meiner eigenen Sprache durchaus wohlfühlen könnte. Sagen wir es also so: Es gibt erste schüchterne Schreibversuche Mal schauen, was
daraus wird.
veronicafusaro.com
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