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 Dont Give Up
Text und Interview: Maximilian Marti Fotos: Aline Gerber
Aktuell tauchen in der Musik-Szene viele neue, junge Talente auf, Sänger und Sän- gerinnen mit strahlenden, zu ihren erfri- schenden Songs und Texten passenden Stimmen. Eines dieser Talente ist die gebürtige Bündner Sängerin und Schau- spielerin Naomi Candreia. «Don’t Give Up» ist ihr Lebensmotto, und so nannte sie ihren ersten Song, mit dem sie im Frühling 2020 die iTunes Charts auf- mischte und sich im Nu ihren Platz auf den Playlists der wichtigsten Helveti- schen Radios sicherte. Im gleichen Jahr lancierte sie ihren zweiten Ohrwurm «Free Like a Bird», der ebenso die Top 15 in der offiziellen Schweizer Hitparade der meistverkauften Singles/Einheiten erreichte. Zurzeit arbeitet sie an ihrem Debutalbum mit dem Titel «Upstream», das im Februar 2022 erscheinen wird.
Naomi, wie begann Deine Karriere?
Es war schon immer mein Wunsch, Sängerin zu werden, eigene Songs zu schreiben und vorzutragen. Hier ist der Anfang gelungen, und ich glaube, gut unterwegs zu sein. Aber die Schauspielerei, die Arbeit auf der Bühne oder vor der Kamera, das Figuren- und Rol- lenstudium, die Interpretation und all das ist für mich auch faszinierend, und das Bedürf- nis, Rollen zu spielen, meldet sich ebenso stark wie der Drang, Lyrics zu schreiben, im Studio arbeiten zu können, vor Publikum hinter dem Mikro zu stehen und loszulegen. Für mich gehören beide Berufe zusammen, und ich werde keine Ruhe geben, bis ich beide unter einem Dach habe.
Was fasziniert Dich an der Schauspielerei?
Die Herausforderung, aus meinem wohlver- trauten Ich, also meiner geistigen und kör- perlichen Komfort-Zone, hinauszutreten, um glaubwürdig jemand anderes zu wer- den. Mich fesselt der Anspruch, das We- sen, die Eigenheiten, die Eigenschaften, die Körpersprache und einfach alles, was diese Figur ausmacht, zu beobachten, zu analy- sieren und mir schlussendlich anzueignen, bis meine neue Komfort-Zone entsteht.
Du hast ja Dein Schauspiel-Studium vor Deinen ersten zwei Singles angefangen. Hat Deine Musik von der Schauspielerei profitiert?
Sogar sehr. Wie gesagt, beides ist mir wich- tig, aber während der Ausbildung habe ich eine bemerkenswerte Entwicklung durchge- macht. Früher war ich stets etwas zurück- haltend, was eigentlich meinem Naturell entspricht – und das auch in Situationen, in denen mehr Forschheit am Platz gewesen wäre. Mit der Aufgabe, andere Figuren zu bewohnen, entstand auch der Freiraum, in dem ich mich zu etwas entfalten konnte, das mir vorher verschlossen war durch meine natürliche Neigung zur Zurückhaltung. Das Ziel, diese Person zu werden, beinhaltete die Notwendigkeit zur Entwicklung der je- weiligen Stimmen, deren Lautstärke oft weit über meinem eigenen, persönlichen Niveau lagen. Dieser sporadische Ausbau des Stimmvolumens und das grundsätzliche Er- lernen der erforderlichen Atemtechnik kom- men jetzt meiner Singstimme zugute.
Hast Du ein Vorbild?
Ja, die Schauspielerin Cameron Diaz. Sie beeindruckt mich mit ihrer Fähigkeit, ver- schiedenste Figuren so darzustellen, dass sie dahinter kaum wiedererkennbar ist, oft auch mit dem Mut zur Hässlichkeit. Privat mag ich ihre Art, immer eine Prise Schalk durchblicken zu lassen. In der Musik will ich mich nicht beeinflussen lassen durch ein Vorbild, sondern meinen eigenen Weg gehen und einen möglichst erkennbaren, persönlichen Stil aufbauen. Natürlich heisst das, viel zu experimentieren und Grenzen auszuloten, aber das ist doch das Span- nende an der ganzen Sache.
Ende 2021 wirst Du die Schauspielschule abschliessen, 2022 kommt «Upstream» auf den Markt. Was darf man erwarten? Was die Schauspielerei betrifft, steht noch alles in den Sternen, da werde ich mich um den Einstieg kümmern, wenn ich mich da- für bereit fühle, den Moment für richtig halte und das Quäntchen Glück erkenne, welches in diesem Metier oft die Hauptrolle spielt. Die nächste musikalische Katze ist noch im Sack – und da soll sie bleiben, bis die Zeit reif und das Album fertig ist. Soviel kann ich
verraten: «Upstream» widerspiegelt mein Leben, das ist für mich der Sinn der Sache, darum soll sie eine Zusammenfassung des- sen sein, was bisher war, was ich mir erhoffe und wovon ich träume.
www.naomicandreia.com
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