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 Hans-Peter Hammel ganz «-minutiös»
Text und Interview: Bianca Ritter
Hans-Peter Hammel alias -minu ist in und um Basel bekannt wie ein bunter Hund. Der liebevoll gewählte Begriff Stadtoriginal würde an der Stelle ge- radezu wunderbar passen, wenn -minu persönlich nicht sein Veto einlegen täte. Wer ist denn dieser Mann? Was macht das Basler Urgestein aus? Hier und jetzt ein paar Antworten auf ein paar Fragen.
Hans-Peter Hammel, zunächst einmal herzlich willkommen im «BEST OF NORD- WEST». Fühlst Du Dich spontan wohl in dieser gewählten Rubrik «Best of...»? Vielen Dank. Ich fühle mich richtig am Platz. Bescheidenheit liegt mir scheinbar nicht. Es ist doch typisch schweizerisch spiessig, sich unter Wert zu verkaufen und unter den Scheffel zu stellen. Speziell die Basler wür- den kaum je für sich selber trommeln und leben lieber in vornehmer Bescheidenheit und Zurückhaltung.
Du wirst auf Wikipedia als Journalist/ Kolumnist, Schriftsteller, Fernsehmode- rator, Hobbykoch und als sogenanntes Stadtoriginal bezeichnet. In welcher die- ser Rollen siehst Du Dich am liebsten? Und weshalb?
Ich schreibe gerne Kolumnen und Geschich- ten, die dann und wann in einem Buch zusam- mengefasst werden. Alle anderen Rollen sind mir unwichtig, ich kann nicht gut kochen und fühle mich auch nicht als Stadtoriginal. Erst vor drei Jahren habe ich mein erstes Buch, die Autobiografie «Die rosa Seekuh», ge- schrieben. Damals habe ich festgestellt, dass das Schreiben von Romanen ein sehr hartes Brot ist. Von daher würde ich mir nie anmas- sen, mich als Schriftsteller zu bezeichnen.
Welche Emotionen kommen spontan hoch, wenn Du an «Deine» Stadt denkst? Die wichtigste Emotion für mich ist in Basel das Gefühl der Freiheit. Wir leben im Drei- ländereck und können jederzeit nach Belie- ben über die Grenze nach Frankreich oder Deutschland. Diese geografische Offenheit und die Tatsache, immer einen Schritt vom Ausbrechen entfernt zu sein, schätze ich sehr. Wenn ich am Rhein spazieren gehe, spüre ich Fernweh. Die Lebensqualität in Basel ist grossartig.
Von Dir gibt es viele Bücher mit Basler Lokalkolorit. Welches Buch würdest Du als Dein persönliches Herzstück bezeichnen?
Da kommen mir in erster Linie die von mir verfassten Memoiren von Fred Spillmann oder natürlich Arthur Cohn, zu dem ich durch jahrelange Pressearbeit eine enge Bindung habe, in den Sinn. Ihn hatte ich kennengelernt, als er seinen 2. Oscar be- kam. Und dank Arthur Cohn war ich an vier Oscar-Verleihungen oder an exotischen Drehorten wie Brasilien. Insofern ist «Der Mann mit den Träumen» sicher ein zentrales und persönliches Werk.
Du lebst mit Deinem Lebenspartner in Italien und Basel. Wo fühlst Du Dich am wohlsten?
Klar Italien. Wir leben vor allem auf der tos- kanischen Halbinsel Monte Argentario. Ich mache selber auch ab und zu einen Abste- cher in unsere Wohnung in Rom, wenn die Grossstadt mal wieder laut ruft. Über Weih- nachten und für die Fasnacht kommen wir aber immer gerne heim.
Stichwort Fasnacht: Erklär Du mir als Basler doch mal diese besondere Faszination.
Was mich besonders fasziniert, ist die Tat- sache, dass sie immer ein Spiegelbild vom Zeitgeist zeigt. Jede Fasnacht hat immer mit dem Totentanz zu tun. Wenn du hinter Trommeln oder Pfeifen läufst, spürst du diese Wehmut in der Musik, die immer an den Aufbruch von Söldnern erinnert, die damals in die Schlacht – und nicht selten in den Tod – zogen.
Auf Deiner Homepage schreibst Du: «Sali. Schön, dass doo bisch!» Und Du bietest sehr sympathisch an, etwas mehr über Dich zu erfahren. Was bist Du denn für ein Mensch? Wie würdest Du Dich charakte- risieren? Oder was würde Dein Partner spontan sagen über Dich?
Ich bin unkompliziert und offen für alles, ich lebe meine Überzeugungen und bin politisch inaktiv. Wenn ich von etwas überzeugt bin, stehe ich vehement dafür ein. Grundsätzlich würde ich mich als «easy going friend» be- zeichnen. Christoph Holzach, mein Partner, würde wohl sagen, ich sei ein verrücktes Huhn und alles andere als rational.
Worüber kannst Du lachen? Und was oder wer bringt Dich weshalb auf die berühmte Palme?
Ich lache über skurrilen und schwarzen Hu- mor. Dumme Menschen bringen mich auf die Palme. Gerade dieser Tage kann ich mich über sogenannte Experten aufregen, die mit ihren ach so tollen Studien ihre 15 Minu- ten des Ruhms erleben wollen. Jede Kran- kenschwester weiss mehr als das BAG und Berset zusammen. Und gerade diese Be- rufsgattung Pflege ist immer noch massiv un- terbezahlt. Sowas bringt mich auf die Palme.
Was für Projekte stehen aktuell an?
Unter dem Titel «Innocent und Co.» wird im November dieses Jahr mein neues Buch er- scheinen, in dem es um eine schwule Ehe geht. Das Ganze natürlich wiederum über- dreht und sicher mit autobiografischen Zü- gen. Andere Projekte habe ich im Moment nicht. Normal weiter laufen meine wöchent- lichen Kolumnen oder Interviews mit VIPs einmal pro Monat.
Du bist sehr aktiv in den sozialen Medien und betreibst eine umfassende eigene Webseite. Warum ist (Dir) diese Medi- enpräsenz so wichtig? Und wie kritisch beurteilst Du die zunehmende digitale Transparenz?
Das ist mir so lang wie breit. Was ich raus- lasse, dürfen alle wissen. Die digitalen und elektronischen Medien halte ich zuneh- mend für wichtig, weil sie auch eine Gegen- stimme zur Presse ermöglichen, die ja – je nach Titel – immer mehr oder weniger auf einer Linie ist und kaum überrascht. Dank dem Internet kommen auch andere Leute zu Wort, das macht die Redefreiheit inter- essanter und vielfältiger.
Gibt es etwas, das Du ganz spontan noch loswerden möchtest? Etwas, das Dir grad am Herzen liegt?
Wir sollten nicht immer alles so wichtig neh- men, das wäre doch das Rezept, um eini- germassen über die Runden zu kommen. Wen man alles immer so schwer nimmt, macht man sich selber kaputt.
Ein sehr schönes Schlusswort. «Härzlige Dangg für das nette Gspröch, -minu.»
www.minubasel.ch
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