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 Benzin im Blut
Text und Interview: Maximilian Marti
Foto links: Graeme Brown/GeeBee Images Foto rechts: zVg
Am 30. September 1990 wurde er gebo- ren, als Dreijähriger bekam er sein ers- tes Motorrad, mit fünf fuhr er sein erstes Rennen und jetzt ist er amtierender Su- persport-Weltmeister: der Rohrbacher Dominique ‹Domi77› Aegerter. Infor- mierten Kreisen zufolge wurde er am 3. Dezember 2021 sogar zum Feier- Weltmeister gekürt.
Dominique, was hat es auf sich mit dem Feier-Weltmeister?
Diese, natürlich inoffizielle, Bezeichnung haben mir meine Fans verpasst. Schon einige Male veranstaltete ich jeweils zum Saisonende eine kleine Feier, um mit mei- ner Fangemeinde zusammen ein paar ge- mütliche Stunden zu verbringen. Im Ar- gentinischen San Juan, im dritten Rennen der Saison 2021, schaffte ich es zuoberst aufs Podest. Als Dankeschön für alle, die an mich glaubten und mich auf dem Weg zum Weltmeister unterstützt haben, wurde aus der kleinen Feier ein zweitägiges Fest.
Erinnerst Du Dich an Dein
erstes Rennen?
Nicht mehr im Detail, weil man das einfach mal mitfährt, ohne gross zu wissen, welche Runde von wie vielen das ist und dass man eigentlich möglichst weit vorne dabei sein sollte. Öl an den Fingern und den Geruch von Benzin in der Nase zu haben, war für mich normal, da ich schon als Knirps stän- dig in der Garage meines Vaters herum- werkelte, bis ich endlich – da war ich fünf – in einer offiziellen Motocross-Rennserie mitmachen durfte. Da wusste ich, um was es geht und wohin ich wollte. Schon nach kurzer Zeit konnte in den Kinderklassen und in der Kategorie Junioren erste lokale und später nationale Erfolge feiern.
Trotzdem hast Du später in den Strassenrennsport hinübergewechselt? Ja, das war 2003. Mich faszinierte die Mög- lichkeit, weltweit auf den grössten Renn- strecken gegen die Besten anzutreten.
Ich hatte bereits viele wertvolle Erfahrungen vorzuweisen, was Olivier Métraux auf mich aufmerksam machte. Ihm verdanke ich den Aufstieg zum GP-Fahrer.
Bist Du ein guter Verlierer?
Nein. Bei praktisch allem, was ich mache, bin ich gerne vorne mit dabei und wenn möglich der Beste. Überall, wo das nicht der Fall ist, versuche ich daraus zu lernen, was mich stärker macht. Wenn ich schon früh immer alles gewonnen hätte, wäre ich nie in die Lernphase gekommen, die hoffent- lich nie aufhört. Bei Mensch und Maschine ist immer Raum für Verbesserung, mit dem Ziel zum Optimum. Nur so ist erklärbar, dass ich 2021 zehn Rennen gewinnen und diesen Titel holen konnte.
Wie gross ist Dein Team?
Als Einzelsportler auf dem Töff muss ich körperlich und mental fit sein. Betreut werde ich von zwei Teams. Eines ist hier zu Hause: meine Familie, die mir Selbst- vertrauen gibt. Mein Bruder Kevin ist mein Manager, dazu kommen Physio, Trainer, Sponsoren und alle, die mir helfen, damit ich mich hundertprozentig auf das Fahren konzentrieren kann.
Das zweite Team ist vor Ort auf der Strecke. Da wird die Maschine vorbereitet. Dabei helfen ein Fahrwerkspezialist, ein Elektro- niker, ein Pneu-Mann und ein Tuner. Allen diesen Leuten muss ich vertrauen können, damit ich auch mit 300 km/h unterwegs mein Bestes geben kann. Wenn alle Kompo- nenten und die Verhältnisse stimmen, wenn ich spüre, dass ich mit dieser Maschine ans Limit fahren kann, stehen die Chancen gut.
Wie bewertest Du diese für
die Saison 2022?
Ich bin zuversichtlich, obschon die Tests in Spanien und Portugal aufgrund des schlechten Wetters nur zum Teil gefahren werden konnten. Aber ich bin bereit und war auf dem Estoril Circuit in der ersten Session mit 1:40,485 min der Schnellste. Was die Saison an sich bringen wird, ist schwierig vorauszusagen. Doch ich bin in Top-Form und motiviert, meinen Supersport WM-Ti- tel zu verteidigen und auch im E-Weltcup mitzureden.
domi77.com
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