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Zahntechnik mit Biss – digital und analog
  Techniker beim Designen der Kronen
Auf den Zahn gefühlt: Warum übernimmt eine digitale Zahn- technik-Firma ein komplett analoges Labor? Der CEO der digiDent AG, Waldemar Plez, verrät, warum beides zusam- mengehört und wie Patienten und Zahnarztpraxen davon profitieren.
Warum haben Sie im letzten Jahr die Zahntechnik Jürg Wermuth AG übernommen?
Die digiDent AG ist in der digitalen Zahn- technik spezialisiert. Unser Labor designt, fräst und finalisiert. Weil wir dafür oft digi- tale Abdrücke benötigen, stellen wir Zahn- arztpraxen einen Scanner zur Verfügung. Darin besteht unser Kerngeschäft. Die Zahntechnik Jürg Wermuth AG ist vor allem im prothetischen, analogen Bereich sehr stark. So ergänzen wir uns ideal und kön- nen ein breiteres Portfolio aufstellen.
Ganz digital geht es also noch nicht?
In der Abformung sind wir digital schon sehr weit. Auch im 3D-Druckverfahren haben
wir punkto Präzision die analog hergestell- ten Gipsmodelle überholt. In der Produk- tion sind wir hingegen noch nicht so weit. Ich schätze, es wird aber nicht mehr lange dauern, bis wir rein digital arbeiten. Wobei es immer einzelne Spezialfälle geben wird, die analog bearbeitet werden müssen. Wie etwa bei einem Kiefer, der keine Zähne mehr hat. Ein gewisser Teil wird also immer analog bleiben.
Wo genau steht die Branche punkto Digitalisierung?
Die Schweiz befand sich in dieser Hinsicht lange in der Steinzeit. In den letzten drei Jahren gab es einen deutlichen Sprung nach vorne. Neue, erschwingliche Techno- logien haben die Branche massiv vorange- trieben. Zahnärzte bilden sich auf diesem Bereich fort und investieren in Geräte. Ich schätze, dass etwa 60 bis 80 Prozent der Praxen die Wichtigkeit erkannt haben und über einen Intraoral-Scanner verfügen. Da- von nutzen ihn aber nur etwa ein Drittel. Es ist so schade, wenn die Technologie da ist, sie aber nicht genutzt wird. Grund dafür ist die fehlende Ausbildung. Deshalb begleiten wir Zahnarztpraxen gerade am Anfang sehr intensiv.
Wie sieht diese Begleitung aus?
Die Praxen bekommen alles aus einer Hand. Wir stellen die Scanner zur Verfügung und
Techniker beim Bemalen der Restauration
führen die Einschulungen durch. Anders als andere Anbieter begleiten wir die Zahnärzte danach noch weiter. So sind wir etwa bei Behandlungen live zugeschaltet – mittels Headsets und TeamViewer – und können während der Abformung direkt assistieren. Wenn alles passt, drückt der Arzt auf den Knopf und bereits zwei Minuten später ist der Datensatz bei uns.
Also ist digital alles viel schneller?
Nicht überall. Es geht auch weniger um Ge- schwindigkeit, sondern um Präzision. Denn auch das Scannen dauert. Man kann sa- gen, dass der gesamte Workflow deutlich effizienter ist. Sobald der digitale Abdruck bei uns ist, können die Zahntechniker direkt damit beginnen, die Krone oder die Brücke zu designen. Davor musste zuerst der phy- sische Abdruck gemacht und ins Labor geschickt werden. Anschliessend wurde das Modell mit Gips ausgegossen, und erst dann war man dort, wo wir jetzt schon nach zwei Minuten sind.
Das kommt auch dem Patienten zugute.
Genau. Die digitale Abformung erhöht den Komfort, weil es den unangenehmen Silikon- abruck erspart. Zudem wird eine Wieder- holbarkeit möglich. Sind die Daten einmal erhoben, können wir diese bei Nachbes- serungen immer wieder abrufen, ohne dass ein erneuter Termin nötig ist. Mittels
















































































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