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                                    721 BEST OF BEST OF PromiText und Intervie Janine TschoppFoto: Raphael HugIm Interview spricht die ehemalige SRF-Moderatorin %u00fcber ihr Medienunternehmen %u00abMal ehrlich%u00bb und wof%u00fcr sie jeden Tag k%u00e4mpft.Andrea Jansen, fr%u00fcher waren Sie als Fernseh-Moderatorin viel in der %u00d6ffentlichkeit. Wie sieht Ihr Alltag heute aus?Vor neun Jahren habe ich das heutige Medienunternehmen %u00abMal ehrlich%u00bb gegr%u00fcndet, welchem ich aktuell einen Grossteil meiner Zeit widme. Ich bin f%u00fcr die Strategie zust%u00e4ndig, fungiere als Verwaltungsrats-Pr%u00e4sidentin und habe auch eine monatliche Kolumne. Weiter bin ich Stiftungsr%u00e4tin bei der Primesteps Foundation in Bern und Verwaltungsr%u00e4tin bei Aepsy, der Onlineplattform f%u00fcr Psychologische Hilfe. Ein wichtiger Teil meines Alltags sind nat%u00fcrlich auch meine drei Kinder und mein Mann.K%u00f6nnen Sie uns mehr %u00fcber Ihr Unternehmen erz%u00e4hlen?%u00abMal ehrlich%u00bb ist die Plattform und Community f%u00fcr selbstbestimmte und gleichberechtigte Eltern und alle, die es werden wollen. Das heisst, wir sprechen Themen ehrlich an und verherrlichen das Elternsein nicht %u2013 wir m%u00f6chten aber auch darauf aufmerksam machen, warum Vereinbarkeit so schwierig sein kann. Und vor allem: dass man selber nicht daran schuld ist, wenn es harzt. Unsere Vision ist eine gleichberechtigte, selbstbestimmte und empathische Gesellschaft. Eltern spielen eine bedeutende Rolle im Gesamtsystem, denn sie geben diese Werte weiter. Insgesamt w%u00fcnschen wir uns weniger Wertung sowie mehr Selbstbestimmung und individuelles Elternsein %u2013 wir d%u00fcrfen voneinander lernen und m%u00fcssen es nicht alle gleich machen! Es braucht mehr gegenseitige Unterst%u00fctzung und nat%u00fcrlich auch die Erkenntnis von Staat und Wirtschaft, wie wertvoll Eltern und ihre Skills sein k%u00f6nnen. Wir streben durch unsere Inhalte einen Denkwandel an, was das Ansehen von Sorgearbeit angeht, die ja nach wie vor haupts%u00e4chlich gratis und von M%u00fcttern %u00fcbernommen wird.Wie schaffen Sie selber den Spagat zwischen Familie und Beruf?Gar nicht (lacht)! F%u00fcr mich ist dieser Spagat nach wie vor sehr schwierig. Und dies obschon ich in einer privilegierten Situation bin, da mir ein grosses Wissen und Hilfs mittel zur Verf%u00fcgung stehen. Ich fi nde es immer noch schwierig, diesen Spagat zu schaffen. Unsere Welt ist aktuell einfach nicht daf%u00fcr aufgestellt. Was hilft, mit dieser Herausforderung umzugehen?Wichtig ist zu verstehen, dass die Herausforderung alle betrifft %u2013 und man sie mit Abstand betrachtet, statt den Fehler nur bei sich selbst zu suchen. Wichtig ist, %u00abmit sich lieb zu sein%u00bb anstatt an einem unrealistischen Anspruch ans Muttersein festzuhalten. Man kann zwar alles haben, aber nicht gleichzeitig. Das merken %u00fcbrigens auch immer mehr V%u00e4ter, die involviert sein m%u00f6chten. Die Unvereinbarkeit ist eine Tatsache, die wir anerkennen m%u00fcssen. Frauen und angehende M%u00fctter d%u00fcrfen wir damit nicht alleine lassen. Wir m%u00fcssen probieren, eine Gesellschaft zu schaffen, die unterst%u00fctzt. Momentan sind wir von der Gleichberechtigung noch sehr weit entfernt. Sonst w%u00e4ren ja gleich viele Frauen wie M%u00e4nner in Entscheidungspositionen.Woran halten Sie pers%u00f6nlich am meisten fest?An der Verbindung zu meinen Kindern. Aber auch an meine Anspr%u00fcche an die Leistung im Beruf. Dies kann zu Abstrichen im Haushalt f%u00fchren, da f%u00e4llt mir kein Zacken aus der Krone. Eben: Wenn wir lieb sind zu uns selber, wird es f%u00fcr alle einfacher. Wenn man sich selber nicht negativ bewertet, h%u00f6rt man automatisch auch auf, es bei anderen zu tun. In unserer %u00abMal ehrlich%u00bb-Community kommen in einem virtuellen Raum Eltern und %u00fcber 25 Familienpsycholog:innen, %u00c4rzt:innen, juristische Fachpersonen und viele weitere Expert:innen zusammen und tauschen sich aus. Wir veranstalten auch regelm%u00e4ssig Events und Webinare. Wir wollen nicht nur Fachwissen und Erfahrung vermitteln, sondern Eltern und Fachpersonen direkt kurzschliessen. Von 2005 bis 2014 waren Sie beim Schweizer Radio und Fernsehen t%u00e4tig und moderierten verschiedene Sendungen wie %u00abMusic Star%u00bb, %u00abeinfachluxuri%u00f6s%u00bb, %u00abDie gr%u00f6ssten Schweizer Talente%u00bb und %u00abSF unterwegs%u00bb. Was ist r%u00fcck blickend das Beste aus dieser Zeit?Da gibt es nicht ein einzelnes Highlight. %u00dcber die ganze Zeit habe ich unser Teamwork sehr genossen. Teilweise arbeiteten wir 16, 17 Stunden pro Tag und es war ein richtig sch%u00f6nes Gef%u00fchl, gemeinsam etwas zu erschaffen. Dieses Gef%u00fchl vom gemeinsamen %u00aban die Grenze gehen%u00bb fi nde ich heute noch toll %u2013 aber meine Lebensrealit%u00e4t ist jetzt eine andere %u2013 wobei mich diese auch regelm%u00e4ssig an meine Grenzen bringt (lacht).Sie haben sehr viel Zeit im Ausland verbracht und lebten mit Ihrer Familie einige Jahre auf Hawaii. Welchen Bezug haben Sie zu Bern?Bern ist meine Heimat und gibt mir ein ganz spezielles,  heimeliges Gef%u00fchl.Alter: 45Lieblingsort: Waimea Canyon, Kaua%u2019i, HawaiiWunsch: Einmal einen Nachmittag lang aufs Sofa liegen und lesen :-)In K%u00fcrze: Andrea Jansen ist in Bern aufgewachsen und und setzt sich f%u00fcr eine gleichberechtigte, selbstbestimmte und empathische Gesellschaft ein. Mit ihrer Familie lebt sie heute in Z%u00fcrich.%u00abEltern spielen eine bedeutende Rolle im Gesamtsystem%u00bb
                                
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