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                                    901 BEST OF BEST OF Promi%u00abGute Comedyfi guren  sind inkompetent%u00bbText und Intervie Thomas L%u00fcthiFoto: Ren%u00e9 TannerSeit 30 Jahren stehen Christian H%u00f6hener und Peter Winkler als LAPSUS auf der B%u00fchne. Ihre Figuren Bruno und Theo Hitzig sind Kult und sorgen f%u00fcr ein begeistertes Publikum %u2013 im Circus Knie, am Humorfestival und in zig Auftritten auf der B%u00fchne, im Fernsehen und an Firmenanl%u00e4ssen. Im Interview erz%u00e4hlen sie, wie sie Unternehmen zum Lachen bringen, Pannen meistern und Humor mit Haltung schaffen.Worauf kommt es bei Firmenanl%u00e4ssen an? Was ist der Reiz?Peter: Gute Vorbereitung ist zentral. Wir kommen nicht mit einem fi xen Programm, sondern mit offenen Augen und Ohren. Wir wollen wissen: Was bewegt diese Firma? Was sind ihre Geschichten, ihre Eigenheiten? Daraus entwickeln wir etwas, das wirklich passt. Massgeschneidert f%u00fcr die jeweilige Firma. Christian: Was mir besonders gef%u00e4llt: Du lernst die Schweiz halt auf eine ganz andere Weise kennen. Wenn du nur Theater spielst, siehst du das Publikum %u2013 aber du lernst es nicht kennen. Bei Firmenanl%u00e4ssen bist du mittendrin. Du sp%u00fcrst, wie die Leute ticken, was sie besch%u00e4ftigt. Und das fliesst wiederum in unsere Auftritte ein. Unser Duo passt %u00fcbrigens ausgezeichnet zu solchen Anl%u00e4ssen: weil wir quasi spiegelbildlich f%u00fcr unterschiedliche Positionen in einem Unternehmen stehen %u2013 nat%u00fcrlich %u00fcberzeichnet.Das m%u00fcsst Ihr erkl%u00e4ren %u2026Christian: Meine Figur Bruno macht nichts. Wirklich nichts. Das ist seine Grundregel. Er gen%u00fcgt sich selbst, ist ein S%u00fcnneli. Das Publikum liebt ihn, weil er sich durch nichts aus der Ruhe bringen l%u00e4sst. Peter: Theo Hitzig hingegen steht unter Strom. Er ist hektisch, egozentrisch, dauernd im Krisenmodus. Er weiss alles und kann alles. Er will den besten Anlass, das gr%u00f6sste Publikum %u2013 und scheitert dabei oft grandios. Er steht beispielhaft f%u00fcr eine gute Comedyfi gur: Die sind n%u00e4mlich oft inkompetent. Das macht sie menschlich und liebenswert %u2013 auch Nervens%u00e4ge Theo.Wie entstehen Eure Nummern?Christian: Wir schreiben nicht nur am Tisch. Wir laufen herum, spielen, probieren aus. Oft %u00fcbernimmt Peter meine Figur und ich seine %u2013 das hilft beim Texten. Dann machen wir Tryouts, sp%u00fcren auf der B%u00fchne sofort, ob etwas funktioniert. Druck ist wichtig. Wir setzen uns Termine, dann muss etwas entstehen.Duo: Christian H%u00f6hener und Peter WinklerAusbildung: Lehrer und HochbauzeichnerWeb: www.lapsus.chIn K%u00fcrze: LAPSUS lernten sich 1991 an der Dimitri-Schule in Verscio TI kennen. Sie fanden schnell zueinander, waren die Landeier unter all den Typen in bunten Klamotten. Viele von ihnen waren Strassenk%u00fcnstler. H%u00f6hener und Winkler indes hatten %u00abanst%u00e4ndige%u00bb Berufe erlernt. Ihre erste gemeinsame Nummer war eine Parodie auf das Schwingen. Die Idee: eine AkrobatikNummer, der man die Akrobatik nicht ansieht.Peter: Wir denken immer f%u00fcr beide Figuren. Das ist wie ein Pingpong %u2013 sehr kreativ. Wir arbeiten nicht nur mit Text, sondern auch mit Bewegung, Musik und Video. Das beeinflusst, wie und wo wir schreiben. Diskussionen wie %u00abDas ist gut%u00bb oder %u00abDas funktioniert nicht%u00bb f%u00fchren wir st%u00e4ndig. Aber am Ende z%u00e4hlt die B%u00fchne: Dort sp%u00fcrt man, ob es tr%u00e4gt. Auch beim Tempo %u2013 wir wollen ja das Publikum mitnehmen %u2013 von Nummer zu Nummer, von Gag zu Gag. Wie geht Ihr mit sensiblen Themen wie z. B. Wokeness um?Peter: Vorsichtig nat%u00fcrlich. Auch weil ein heikles Wort den Kontext oft quasi %u00fcbert%u00f6nt. Das ist eine Herausforderung. Aber wir wollen niemanden verletzen. Wir brechen keine Tabus, um des Tabubruchs willen. Das geh%u00f6rt nicht zu LAPSUS.Christian: Wenn wir z.B. Dialekte parodieren, zeigen wir die Lust an der Sprache %u2013 nicht die Dummheit der Menschen. Wir spielen mit Klischees, aber wir reflektieren sie auch. Und wenn wir merken, dass etwas nicht mehr geht, lassen wir es weg. Das ist kein Einknicken, sondern Verantwortung. Es geht um die Freude an der Figur, nicht um Abwertung.Ihr macht ein Programm zum 30-j%u00e4hrigen Jubil%u00e4um. Worauf d%u00fcrfen wir uns freuen?Christian: Es wird visuell, musikalisch, %u00fcberraschend. Wir zeigen, was wir %u00fcber 30 Jahre entwickelt haben %u2013 aber nicht als Nostalgie, sondern als Weiterentwicklung. Peter: Wir wagen mit dem neuen Programm auch ein Experiment. Wir treten n%u00e4mlich als Peter und Christian auf, nicht nur als Theo und Bruno. Es entsteht ein Konflikt zwischen den Figuren weil Theo das nat%u00fcrlich nicht passt. Der will bloss Theo und Bruno auf die B%u00fchne bringen %u2013 einfach ein klassisches Best of. Es ist wie bei einer Band: %u00abThe Very Best%u00bb, aber kein klassisches %u00abBest of%u00bb. Die Leute sollen lachen, staunen %u2013 und vielleicht auch ein bisschen nachdenken.
                                
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