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 «Ich habe hier alles, was ich brauche»
Text und Interview: Franco Brunner Fotos: Maurice Parrée
Enzo Corvi ist eine der prägenden Figuren beim HC Davos und im Dress der Schweizer Eishockey-National- mannschaft. In diesem Jahr beginnt er bereits die neunte Saison im Landwas- sertal und fühlt sich dabei rundum wohl, wie er sagt. Im Interview verrät Corvi, welche Ziele er sich sowohl mit seinem HCD als auch mit der Schweizer «Nati» gesteckt hat. Zudem erklärt der gebür- tige Churer, weshalb für ihn der für so viele Schweizer Eishockeyspieler wohl grösste Traum überhaupt – nämlich je- ner einer NHL-Karriere – gar keiner ist. An grossen Träumen mangelt es dem 28-Jährigen derweil trotzdem nicht.
Enzo Corvi, mittlerweile liegt die Eis- hockey-Weltmeisterschaft in Lettland ja auch schon wieder eine ganze Weile zurück. Doch Hand aufs Herz, fuchst Sie das ärgerliche Ausscheiden gegen den Erzrivalen Deutschland immer noch? Ehrlich gesagt schmerzte die Niederlage auch noch ein paar Wochen nach der Welt- meisterschaft. Dass wir ausgerechnet ge- gen Deutschland verloren haben, ist jedoch nicht einmal der Punkt, der mich am meis- ten ärgerte. Es war einfach schade, dass wir just in diesem Entscheidungsspiel die wohl schlechteste Leistung des ganzen Turniers gezeigt haben. Das ärgert mich bis heute. Schliesslich haben wir uns hohe Ziele ge- steckt und unsere Leistung leider im ent- scheidenden Moment nicht über die ganze Spieldauer abrufen können. Das ist wirklich sehr schade. Nichtsdestotrotz werden wir auch aus dieser Niederlage wieder gestärkt zurückkommen und bei der nächsten Welt- meisterschaft einen neuen Anlauf nehmen.
Vor den Weltmeisterschaften in Lettland haben Sie beim HC Davos bereits Ihre achte Saison abgeschlossen. Das ist im heutigen Profisport ein fast schon unge- wöhnliches Treueverhältnis zwischen ei- nem Spieler und seinem Club. Was gefällt Ihnen beim HCD denn derart gut?
Ich fühle mich beim HCD tatsächlich un- heimlich wohl. Es stimmt für mich hier im Bereich der Teamkollegen, über den Staff bis hin zum gesamten Umfeld einfach alles.
Wir haben einen super Kern im Club und eine tolle Mannschaft, mit der es einfach Spass macht zu spielen. Hinzu kommt, dass ich hier im Bündnerland und somit in der Nähe meiner Heimat Chur bin. Das ist natürlich sehr schön für mich, da ich so immer mal wieder meine Familie besuchen kann, was mir sehr wichtig ist.
Haben Sie deshalb nie den Schritt in die NHL respektive nach Übersee gewagt? An Gerüchten über ein mögliches NHL- Engagement hat es in den vergangenen Jahren ja nicht gemangelt.
Es stimmt, dass ich vor zwei Jahren am Rande der Weltmeisterschaft in Kopen- hagen einmal ein paar Angebote für ein NHL-Trainingscamp erhalten hatte. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, bin aber zum Schluss gekommen, dass ich mich hier in der Schweiz respektive hier in Davos einfach viel zu wohl fühle, um das alles aufs Spiel zu setzen.
Ist in dem Fall für Sie der Traum einer grossen NHL-Karriere, den ja die meis- ten Eishockeyspieler träumen, gar kein Thema mehr?
Nein, dieses Thema existiert für mich tat- sächlich nicht mehr. Falls ich nochmals die Chance erhalten würde, würde ich mich wieder ganz genau so entscheiden wie vor zwei Jahren. Ich habe hier alles, was ich brauche, und zwar sowohl was das Eishockey anbelangt als auch auf der
persönlichen Ebene. Ich werde meine Kar- riere also ganz bestimmt in der Schweiz weiterführen und auch beenden.
Was sind denn Ihre nächsten grossen Ziele, sowohl mit dem HCD als auch mit dem Schweizer Nationalteam?
Mit dem HCD muss es unser Ziel sein, in der kommenden Saison besser abzuschliessen als in der Saison 2020/21. Wir haben wirk- lich ein super Team, vom Torhüter über die Defensive bis hin zu den Offensiv-Spielern sind wir sehr gut aufgestellt. Deshalb muss unser Ziel für die kommende Saison sicher- lich ein Platz in den Top 6 sein. Ein Ziel, von dem ich absolut überzeugt bin, dass wir es erreichen werden. Was die Natio- nalmannschaft anbelangt, ist das Ziel si- cherlich wieder, einen Schritt weitergehen zu können. In Lettland sind wir im Viertel- finale gescheitert, weil wir richtig schlecht gespielt haben. Aus diesem Fehler lernen wir und sind dementsprechend bereit, um in den nächsten Jahren auch wieder in den Medaillenkampf eingreifen zu können.
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