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 Vögeliwohl
Glücklichsein ist ganz einfach! Hoch über Weinfelden unter mächtigen Kastanien Platz nehmen und eine Köstlichkeit bestellen. Umsorgt von freund- lichen Menschen, die einem jeden Wunsch von den Augen ablesen, lässt man dann die Seele baumeln. Vor einem breitet sich der grüne Thurgau aus, in der Ferne glitzern die Glarner Alpen. Und man denkt ...
«...Hier gehe ich nie mehr fort. Bleibe ein- fach sitzen...» So geht es Gästen im Stel- zenhof, einer Gastroinstitution mit über- regionaler Strahlkraft. Geführt wird der Betrieb seit über hundert Jahren von der Familie Kamm: «Das geht nur mit Leiden- schaft, sonst funktioniert’s nicht», erklärt Peter Kamm. «Und man muss eine Linie haben – die Gäste schätzen das.» Im Falle vom Stelzenhof bedeutet das feine gutbür- gerliche Küche – mit regionalen Zutaten. Es bedeutet auch unkomplizierte Umgangs- formen: Geschäftsleute, Familien, Senioren und Hipster fühlen sich gleichermassen wohl in dieser weitläufigen Beiz, die in ei- nem Monat im Jahr einen Kultanlass bietet. Dazu später mehr. Matchentscheidend bei allem ist der Faktor Mensch.
«Ohne das Team wären wir nie so erfolg- reich», schwärmt der Patron. In einer Bran- che, die notorisch ist für hohe Fluktuation, «haben wir Kollegen, die seit Jahrzehnten bei uns arbeiten». Wie in jeder guten Mann-
schaft setzt der Trainer, pardon, Peter Kamm, auf individuelle Stärken. «Manche behalten im grössten Stress Ruhe. Wir haben erstklassige Kommunikatoren, auf die sich Stammgäste besonders freuen. Alle haben aber etwas gemeinsam: Ihr Ein- satz ist total.» Peter Kamm selber zieht im Hintergrund die Fäden. Ist der Trubel be- sonders gross, hilft er beim Abwaschen: «Das ist eigentlich die Drehscheibe – von hier aus kann ich meinen Leuten zusehen, wie sie wirbeln.» Damit der Betrieb funkti- oniert, müssen Organisation und Prozesse stimmen. Hier hat Peter Kamm früh auf Digitalisierung gesetzt. Der Stelzenhof war übrigens nicht immer so gross. Bis vor vier- zig Jahren kam die Beiz an zweiter Stelle.
«Meine Eltern und Grosseltern waren vor al- lem Bauern.» Gewirtet wurde am Wochen- ende – es wurde die Domäne der Mutter. Zu Trinken und Währschaftes gab es, die Brüder Kamm halfen mit. Peter lernte erst Maschinenmechaniker. Doch er fühlte sich als Angestellter zunehmend unwohl – wie ein Zahnrädchen. Als Bauernsohn war er ein Leben in Autonomie gewohnt. Vor vier- zig Jahre übernahm er den Stelzenhof mit seinen Geschwistern und baute ihn – ge- meinsam mit dem «leidenschaftlichen Koch Peter Habermacher, der leider verstorben ist» – Schritt für Schritt zu seiner heutigen Grösse aus. Seit Beginn gibt es den Mai- tanz. Im nächsten Jahr findet er wieder statt – eine veritable Kultveranstaltung.
Bei diesem beschwingten Spektakel im Wonnemonat tanzen frühmorgens (ab
5 Uhr!!!) und nachmittags Hunderte zu den Klängen einer Liveband – 2022 sind das die Party Fäger und die VivaPeople. Schon mancher Topf hat hier seinen Deckel ge- funden: «Die Jungen kommen am Morgen. Dann siehst du sie nicht mehr. Ein zwei Jahre später tauchen sie am Nachmittag mit dem Kinderwagen auf. Und zwanzig Jahre später, wenn die Kinder flügge sind, kommen ihre Eltern wieder am Morgen, wie damals, als sie sich kennengelernt ha- ben, am Maitanz auf dem Stelzenhof.» Wo Glücklichsein ganz einfach ist.
    Wirtschaft Stelzenhof Familie Kamm
Stelzenhofstrasse 11, 8570 Weinfelden
Telefon +41 71 622 40 10 E-Mail info@stelzenhof.ch
Öffnungszeiten
Mo – Sa 11.00 – 23.00 Uhr So 10.00 – 21.00 Uhr Durchgehend warme Küche!
 www.stelzenhof.ch
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