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 Blühende Fantasie zu kriminellen Machenschaften
Text und Interview: Rahel Hegglin Fotos: Fabienne Bühler
Für Silvia Götschi gibt es keine schö- nere Schweizer Stadt als Luzern. Die Krienser Schriftstellerin trinkt ihren Kaffee am liebsten im Hotel Schweizer- hof. Hotels und alte Häuser haben es der Krimi-Autorin sowieso angetan. Diese finden auch in ihren Geschichten Platz. Der jüngste Krimi von Götschi erschien Mitte November 2021.
Silvia Götschi, wie wurden Sie Krimi-Autorin?
Eher durch einen Zufall. Ich habe immer viel geschrieben. Als meine Kinder jünger waren, habe ich ihnen selbstgeschriebene Geschichten vorgelesen. Später schrieb ich Liebesromane und merkte, dass diese immer hochdramatisch waren. In jeder Geschichte gab es Tote, und so fand ich schlussendlich zum Genre Krimi.
Mittlerweile haben Sie zwanzig Krimis geschrieben. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Ich habe eine blühende Fantasie. Inspiriert werde ich aber auch von Polizeiberichten und Unfällen. Da frage ich mich manchmal, was für kriminelle Züge dahinterstecken könnten. Vielleicht hat jemand ein Brems- kabel durchgeschnitten? Oder es war ein Anschlag? Diese Fantasien, gepaart mit meinem Wissen aus wissenschaftlichen und psychologischen Sachbüchern, verschmel- zen dann zu meinen Krimi-Geschichten.
Ist die Geschichte von Anfang bis zum Ende fertig gedacht und wird so aufge- schrieben? Oder wechselt der Täter im Laufe des Buches doch noch seine Rolle? Die Grobgeschichte steht meistens. Dies auch daher, weil ich dem Verlag ein Exposé abliefern muss, in dem ich die Geschichte präsentiere. An diesen Leitfaden halte ich mich, und deshalb ist auch der Täter im Vorhinein bekannt. Abweichungen kommen dennoch fast jedes Mal vor.
Das heisst, Ihre Figuren entwickeln ein Ei- genleben während dem Schreibprozess? Ja, praktisch immer. Das ist auch für mich sehr spannend. Obwohl ich die Geschichte im Exposé aufgeschrieben habe und sie
auch in meinem Kopf ist, kommt es vor, dass sie schlussendlich anders ist als ur- sprünglich gedacht. Deshalb freue ich mich immer, an einem Krimi weiterzuschreiben und mich auf neue Abenteuer innerhalb der Geschichte einzulassen.
Wie lange schreiben Sie an einem Buch?
Das ist unterschiedlich. Wenn mich eine Geschichte wahnsinnig mitzieht und ich die Zeit gut finde, dann schreibe ich einen Krimi innerhalb von zwei Monaten. Meines Erach- tens sind die besten Geschichten die, die in einem Guss geschrieben werden konnten. Der Autor lebt in der Story und führt fast ein Parallelleben zum eigentlichen Leben.
Wenn Sie so in die Geschichten eintau- chen, haben Sie da keine Alpträume?
Ich schlafe in der Tat sehr schlecht und auch sehr wenig. Auch Alpträume verfolgen mich in der Nacht. Diese sind aber nicht auf meine Texte zurückzuführen. Das Gute daran ist, dass ich die Gefühle, wie Angst und Schau- dern, die ich während meiner Träume erlebe,
beim Schreiben wiedergeben kann. So kann ich auch alles gut verarbeiten.
Mittlerweile wohnen Sie im Kanton Aargau. Dennoch haben Sie einen engen Bezug zu Luzern. Wie kommt das?
Ich bin in Kriens aufgewachsen und habe meine Ausbildung sowie meine Jugendjahre in Luzern verbracht. Luzern ist für mich die schönste Schweizer Stadt. Ich bin gerne im Hotel Schweizerhof. Hier habe ich schon viele Lesungen und Familienfeste gefeiert. Zudem mag ich das Hotelflair.
Ende 2021 erschien Silvia Götschis neus- ter Kriminalroman «Etzelpass» im Emons Verlag. Die Geschichte spielt bei Einsiedeln und deutet die diabolische Seite der Gesell- schaft an.
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