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Wir sind schnell ...
  ... ist einer der Leitsätze der WIKA Schweiz AG in Hitzkirch. Dort entstehen Messgeräte – für den internationalen Markt und für so ziemlich alle Bran- chen. Neben Tempo punktet die Firma mit grosser Ferti- gungstiefe, einem Mix aus Qualität, Massgeschneidertem und Massenproduktion sowie beeindruckendem Teamgeist.
Die ganze Schweiz stand im April 2020 still. Die ganze Schweiz? Nein, bei der WIKA in Hitzkirch herrschte Hochbetrieb. «Ich mus- ste unsere Mitarbeitenden bitten, auf die Osterferien zu verzichten bzw. diese zu ver- schieben», erzählt CEO Andreas Kolb. In anderen Firmen hätte so eine Bitte lange Gesichter und Missmut verursacht – «de halt» –, im Seetaler Dorf sorgte sie für Auf- bruchsstimmung und eine vibrierende Stimmung. Denn der Chef schickte die Mit- arbeitenden auf eine lebensrettende Mis- sion, von der sie noch ihren Enkeln erzählen würden. Was war geschehen? Dazu später. Nein, riesig bekannt ist die Firma nicht. Sie
WIKA Werk in Hitzkirch
ist quasi eine verborgene Perle. Obwohl die Hitzkircher Manometer (eine andere Be- zeichnung für Messgerät) auch Privaten auf Schritt und Tritt begegnen. Etwa bei Wär- mepumpen, Lüftungsanlagen und an Tank- stellen. Meistens unter einem anderen La- bel, weil WIKA vor allem für andere Hersteller produziert. Die elektronischen und mechanischen Druck-, Temperatur-, Füllstands- und Kraftmessgeräte aus dem Luzernischen sind in praktisch jeder Bran- che zu finden. Sei es Maschinenbau, Le- bensmittelherstellung, Energieerzeugung oder Medizinaltechnik. Bei letzterem war das WIKA-Team im vorletzten Frühling ext- rem gefordert – plötzlich gab es einen gi- gantischen Bedarf an Beatmungsgeräten bzw. an einschlägigen Druckmessern. Vor allem in Grossbritannien herrschte ein Not- stand.
Andreas Kolb, CEO
Die britische Regierung hatte Rolls Royce, Smith Medical und andere mit dem Bau von Beatmungsgeräten beauftragt – Firmen ohne Expertise bei Druckmessern: «Man kam zu uns. Plötzlich prasselten links und rechts Anfragen herein», so Andreas Kolb. Die einschlägigen Druckmesser stellte man bereits her – rund 1500 pro Jahr. ‹Wieviel braucht ihr?›, fragte ich.» Die britische Ant- wort liess Andreas Kolb kurz leer schlu- cken: 5000 Stück, nicht im Jahr, sondern pro Woche. Der WIKA-CEO fasst sich aber rasch: «Wir schaffen das!» Kein Bluff, son- dern eine bodenständige Einschätzung der Produktionsmöglichkeiten. Diese sind aus- sergewöhnlich. So verfügt man über eine Fertigungstiefe, wie sie im Industriesektor selten geworden ist. «Wir kaufen Rohstoffe direkt an der Börse ein. Kupfer und Messing werden extern geschmolzen und gewalzt.
  


























































































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