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                                    152 BEST OF BEST OF Promi Abenteuerin der rum%u00e4nischen ProvinzText und Intervie Elio StammFoto: zVgHandballprofi und Nationalspielerin Daphne Gautschi ist diesen Sommer aus Marseille in das rum%u00e4nische Karpaten-Gebirge nach R%u00e2mnicu V%u00e2lcea gewechselt. Die 25-J%u00e4hrige aus Muri verr%u00e4t, weshalb sie sich trotz anf%u00e4nglicher Bedenken f%u00fcr den Schritt entschieden hat und warum sie trotz harter Trainings und wenig R%u00fccksicht auf Verletzungen gut angekommen ist. Du bist Profi -Handballerin und diesen Sommer aus Frankreich in die rum%u00e4nische Provinz gewechselt. Was hast Du gedacht, als das Angebot von R%u00e2mnicu V%u00e2lcea kam?Meine erste Reaktion war: %u00abOh Gott, auf keinen Fall!%u00bb (lacht)Ich hatte den Namen des Teams zwar schon geh%u00f6rt, wusste aber nicht, wo die Stadt liegt und hatte generell nicht sehr viel Ahnung von Rum%u00e4nien. Zudem wollte ich, wenn m%u00f6glich, in Frankreich bleiben. Die zwei Jahre in Marseille haben mir gut gefallen. Mein Freund Kevin ist ebenfalls Franzose. Und wir hatten vor wenigen Monaten die elfj%u00e4hrige H%u00fcndin Jenna adoptiert, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte Angst vor Menschen hat.Warum hast Du Dich dann doch f%u00fcr den Wechsel entschieden?Ich habe mich bei Handballerinnen umgeh%u00f6rt, welche die rum%u00e4nische Liga gut kennen. Die Liga ist auf einem hohen Level, hat viele ausl%u00e4ndische Spielerinnen. Die Teams spielen regelm%u00e4ssig in den europ%u00e4ischen Wettbewerben, auch R%u00e2mnicu V%u00e2lcea hatte noch Chancen, sich daf%u00fcr zu qualifi -zieren. Das reizte mich sportlich. Ebenso wie die M%u00f6glichkeit, wieder eine neue Kultur und Sprache kennenzulernen. Schlussendlich muss man aber auch einfach bereit sein, M%u00f6glichkeiten anzunehmen, wenn man als professionelle Handballerin leben m%u00f6chte. Kann man vom Frauenhandball gut leben?Reich wird man nicht. Und es kommt ganz auf das Land an. In Deutschland verdient man nicht so viel und muss die Wohnung selbst bezahlen. In Frankreich erh%u00e4lt man einen Mindestlohn, zudem wird meist die Wohnung gestellt. So kommt man auch ohne Nebenjob gut %u00fcber die Runden. Das war mir immer wichtig, damit ich gen%u00fcgend Zeit habe, neben dem Sport meinen Bachelor in Wirtschaft im Fernstudium fertig machen zu k%u00f6nnen. Wie war Dein Start in Rum%u00e4nien?Zum Gl%u00fcck macht mein Freund seinen Master in Buchhaltung auch im Fernstudium und war bereit, mit mir nach Rum%u00e4nien zu ziehen. So hat auch unsere H%u00fcndin den Umzug Geburtstag: 9. Juli 2000Aufgewachsen: MuriProfi stationen: LK Zug, Metz Handball, SG BBM Bietigheim, Neckarsulmer SU, Handball Plan-de-Cuques, R%u00e2mnicu V%u00e2lceaNationalmannschaft: seit 2017, 66 Eins%u00e4tze und 243 Tore (Stand 10. Oktober 2025)Instagram: daphnegautschiIn K%u00fcrze: F%u00fcr die Leistungen in ihrer letzten Saison in Frankreich hat Daphne Gautschi die Auszeichnung als beste Linksverteidigerin der nationalen Liga gewonnen.gut %u00fcberstanden. Das hat den Start wirklich erleichtert, denn die Wohnung einrichten mussten wir hier selbst. Daf%u00fcr hat der Verein kein Budget. In R%u00e2mnicu V%u00e2lcea herrscht leider ziemlich tote Hose. Es hat Restaurants, aber nur wenig Unterhaltungsm%u00f6glichkeiten. Daf%u00fcr ist die Natur hier am Fusse des Karpaten-Gebirges eindr%u00fccklich. Nur eine Stunde von hier kann man aus dem Auto wilde B%u00e4ren beobachten.Und sportlich?Wir sind eine coole Truppe, haben Spielerinnen aus Skandinavien, Tunesien, Slowenien, Frankreich und Deutschland. Und wir sind ein grosses Team: 21 Profi s, nicht 14 plus ein paar Nachwuchsspielerinnen, wie andernorts oft %u00fcblich. Das heizt den Konkurrenzkampf an, trotzdem haben wir es aber gut untereinander. Die gr%u00f6sste Umstellung f%u00fcr mich waren aber die Trainingsmethoden, die noch ein wenig an fr%u00fchere, harte Zeiten erinnern. Das Training ist hart, bei Verletzungen gibt es eine Tendenz, weiterzuspielen. Ich hatte in der Vorbereitung den Fuss %u00fcbertreten, aber mich zu schonen und den Fuss auszuheilen war nicht Programm. Mit dem Resultat, dass ich auch jetzt noch nicht ganz bei 100 Prozent bin. Was vermisst Du am Aargau?Die Ruhe, dass die Menschen nicht so gehetzt sind. Ich war in den letzten sechs Monaten nur vier Tage in Muri in meinem Elternhaus, und auch in den Jahren zuvor nur wenig. Immerhin habe ich es dabei immer mal wieder geschafft, ein Spiel meines Heimatvereins TV Muri zu schauen. Meine Schwester spielt noch dort und viele Kolleginnen, die ich aus der Juniorenzeit kenne. Zum Gl%u00fcck kommen mich Familie und Freunde immer wieder im Ausland besuchen. Auch wenn die Anreise nach Rum%u00e4nien nun etwas l%u00e4nger dauert.
                                
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