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                                    BEST OF BEST OF Promi 312Text und Intervie Elio StammFoto: Jeremy Ang JonesMei Henri hat geschafft, wovon viele nur tr%u00e4umen. Sie ist in weltweit ausgestrahlten Streaming-Serien zu sehen. Weshalb das Leben als Schauspielerin dennoch hart ist, und warum es f%u00fcr sie als Kind ein Kulturschock war, nach Zug zu ziehen, erz%u00e4hlt die 25-J%u00e4hrige im Interview.Dieses Jahr bist Du in einer Filmrevolution zu sehen. In %u00abThe Faceless Lady%u00bb gibt es keine festen Einstellungen. Die Zuschauenden k%u00f6nnen dank Virtual Reality-Brille selbst in der Szene umherschauen. Was bedeutete das f%u00fcr Dich als Schauspielerin?Der Drehprozess war schon sehr speziell. Die Kamera verf%u00fcgte %u00fcber zwei Objektive, und sah so wie ein Gesicht mit zwei Glubschaugen aus (lacht). Sie fi lmte 180 Grad nach oben/unten und links/rechts. Sprich, es war viel mehr im Blick als sonst %u00fcblich bei Filmeinstellungen. Das brachte technische Herausforderungen mit sich. Etwa, dass der Regenschutz aus Glas sein musste, um nicht aufzufallen. F%u00fcr uns als Schauspielende hiess es, dass man immer im Spiel war, auch wenn man sich in einer Szene eher im Hintergrund aufhielt. Man musste zu jeder Zeit pr%u00e4sent sein. So wie beim Theater.Stehen die Produzenten bei Dir Schlange, nachdem Du in weltweit gestreamten Apple TV-Serien wie dem Flugentf%u00fchrungsdrama %u00abHijack%u00bb mit Idris Elba gespielt hast?Die Realit%u00e4t als Schauspielerin ist hart, selbst wenn man bei Apple TV oder Netflix zu sehen ist. Dieses Jahr gab es nicht so viele Projekte, die Nachwirkungen des Streiks in der Industrie sind sp%u00fcrbar. Was sich f%u00fcr mich ge%u00e4ndert hat mit diesen %u00abErfolgen%u00bb, ist, dass ich nun auch zu Castings f%u00fcr Hauptrollen oder Nebenrollen in gr%u00f6sseren Projekten eingeladen werde. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich dann auch besetzt werde (lacht). Deshalb ist es wichtig, einen Ausgleich zu haben. F%u00fcr mich sind dies mein Geschichtsstudium hier in London, und dass ich einmal die Woche an einer Schule Kinder und Jugendliche in Theater unterrichte.Du lebtest schon als Kleinkind in England, geboren wurdest Du in New York. Deine Mutter ist Japanerin, der Vater aus der Westschweiz. Wie war es f%u00fcr Dich, mit 10 Jahren ins beschauliche Zug zu ziehen?Es war schon ein Kulturschock (lacht). Meine Eltern wollten nicht, dass wir auf eine internationale Schule gingen. Wir sollten uns voll integrieren. Also musste ich zuerst einmal Deutsch und Schweizerdeutsch lernen. Ich f%u00fchlte mich dann rasch wohl in Zug, genoss die Ruhe, dass alles nah beisammen war. Gleichzeitig fi ng ich, mit Beginn der Kanti, an die Grossstadt zu vermissen, tr%u00e4umte von New York, London.Du gingst f%u00fcr Dein Musicalstudium dann bereits mit 17 nach England zur%u00fcck.Ja, aber nicht direkt nach London, sondern zuerst f%u00fcr ein Jahr ins eher l%u00e4ndliche Reading. Das war auch wieder ein Kulturschock. Da war es dann pl%u00f6tzlich ein Gef%u00fchl von nach Hause kommen, wenn ich meine Familie und Freunde in Zug besucht habe. Was ich %u00fcbrigens bis heute gerne und oft mache. In der Schweiz kann ich wunderbar vom sonst sehr hektischen Alltag abschalten. In Zug und sp%u00e4ter in Z%u00fcrich machtest Du als Teenager auch erste Erfahrungen mit der B%u00fchne, nahmst Gesangsund Tanzstunden. Du warst von fr%u00fchmorgens bis sp%u00e4tabends auf den Beinen. Andere Jugendliche h%u00e4ngen nach der Schule ab. Hat Dir das nie gefehlt?F%u00fcr mich war es normal, nach der Schule etwas zu unternehmen. Unseren Eltern war es wichtig, dass wir ein Hobby aus%u00fcbten. Zuerst war ich vor allem sportlich aktiv, bin geschwommen und geritten, machte Eiskunstlauf, spielte Tennis. Dann entdeckte ich das Musical, und es machte Klick. Das Gef%u00fchl, ich mag jetzt nicht mehr, hatte ich fast nie, auch wenn ich mich heute schon Frage, woher ich all die Energie nahm. Ich bin ambitioniert. Wenn ich etwas will, dann gebe ich alles.Alles geben. W%u00e4re das auch Dein Tipp f%u00fcr alle, die von einer Schauspielkarriere tr%u00e4umen?Es klingt wie ein Klischee, aber es ist schon so, dass der Weg das Ziel ist. Es gibt zu viel Konkurrenz und zu viele Umst%u00e4nde, die einem das Leben als Schauspielerin schwer machen, als dass man alles auf ein Endziel ausrichten sollte. Man muss das Spielen geniessen, auch im Casting, eine Passion f%u00fcr die Kunst haben, Geschichten erz%u00e4hlen wollen. Nur so h%u00e4lt man es aus, so oft Nein zu h%u00f6ren. Aktueller Wohnort: LondonBekannt aus: Hijack (Apple TV), The Faceless Lady (Crypt TV), Doctors (BBC), Lockwood & Co (Netflix)Sprachen: Englisch, Franz%u00f6sisch, Japanisch, Deutsch, SchweizerdeutschK%u00fcnstlername: %u00abMei%u00bb aus dem Japanischen, %u00abHenri%u00bb war einer der Namen ihres VatersAusbildung: BA am London Studio Center in Theater Tanz und Musical TheaterIn K%u00fcrze: Mit 15 Jahren sammelte Mei Henri in der Zuger Musicalschule Voicesteps erste B%u00fchnenerfahrungen. Sp%u00e4ter spielte sie am Theater Arth. W%u00e4hrend dem Musical- und Theatertanzstudium in London entdeckte sie die Liebe f%u00fcr das Schauspiel, und nahm darin Privatunterricht. Von Zug in die weite Streaming-Welt
                                
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