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                                    188 BEST OF BEST OF PromiText und Intervie Elio StammFoto: Witwinkel AGMoira Musio wurde vor f%u00fcnf Jahren %u00fcber Nacht zum neusten Stern am Schweizer Kunsthimmel. Ihre Pop-Art-Bilder, in denen Sie Micky-Mouse-Comicfi guren mit Neonfarben kombinierte, fanden reissenden Absatz. Doch der Erfolg ging nicht spurlos an der B%u00fclacherin vorbei. Sie musste sich eine Auszeit nehmen, und kehrt nun mit frischen Ideen und einem Atelier an der Langstrasse zur%u00fcck in die %u00d6ffentlichkeit.Moira Musio, Du hast Ende 2019 die Kunstszene mit Deinen Pop-Art-Bildern im Sturm erobert. Es war wirklich unglaublich. Ich war Mitte 20, hatte seit der Jugend nicht mehr gemalt. Dann sah ich eines Abends einen Dokumentarfi lm %u00fcber die K%u00fcnstlerin Niki de Saint Phalle, der mich so packte, dass ich im Estrich meiner Eltern in B%u00fclach begann, aus Zeitungspapier eine Pappmach%u00e9-Skulptur zu schaffen. Ein paar Tage sp%u00e4ter war ich bei Bildern angekommen %u2013 mit einem Micky-Mouse-Kopf, von dem Farben hinunterlaufen, als Hauptmotiv. Ich lud ein Foto davon auf Instagram. Ein paar Wochen sp%u00e4ter hatte ich im Z%u00fcrcher Club Vior meine erste Ausstellung. Die Bilder verkauften sich innert drei Stunden. Bald kamen erste Anfragen von grossen Brands.Schwergewichte wie Porsche Schweiz wollten pl%u00f6tzlich mit Dir zusammenarbeiten.Es war eine Ehre, eine unglaubliche Gelegenheit f%u00fcr mich. Porsche organisierte vier Ausstellungen f%u00fcr mich. Ich produzierte daf%u00fcr eigene, von den Autos inspirierte Kunst, konnte aber auch meine anderen Bilder vorzeigen. Die Firma hat mich wirklich sehr unterst%u00fctzt, mich im Newsletter gebracht, Zeitungsartikel %u00fcber meine Kunst platziert. Und doch war der Erfolg f%u00fcr Dich nicht nur ein Segen.Ich lebte meinen Traum, produzierte Bild f%u00fcr Bild, aber dann wurde es mir vor zwei Jahren auf einmal zu viel. Die Anfragen, die Kooperationen, das in der %u00d6ffentlichkeit erkannt zu werden. Das setzte mich unter Druck. Einmal war ich privat in der Z%u00fcrcher Altstadt an einem Event. Immer mehr Menschen dr%u00e4ngten hinzu, und weil ich Menschenansammlungen nicht mag, bekam ich eine Panikattacke. Genau in diesem Zustand erkannte mich eine junge Frau, und wollte unbedingt mit mir %u00fcber meine Kunst sprechen. Ich sagte ihr h%u00f6flich, was gerade mit mir vor sich ging, und dass ich dringend hinaus m%u00fcsse, aber sie folgte mir einfach und sprach unaufh%u00f6rlich auf mich ein. Diese Geschichte ist nur ein Beispiel, nicht der Hauptausl%u00f6ser. Aber mein Tank war defi nitiv leer. Mein K%u00f6rper brauchte eine Auszeit.In den letzten Monaten bist Du wieder aktiver geworden. Was hat die k%u00fcnstlerische Pause bei Dir bewirkt?Die Pause war nicht nur gut f%u00fcr meine Gesundheit, sie hat mir auch erlaubt, mich k%u00fcnstlerisch weiterzuentwickeln. Andere K%u00fcnstler, die nicht wie ich erst mit 27 loslegen, sondern seit der Kindheit immer am Ball geblieben sind, haben daf%u00fcr viel Zeit. In der Jugend sprayen sie vielleicht W%u00e4nde an, probieren dann was anderes, und so weiter. Ich musste versuchen, dies in ein paar Monaten nachzuholen. Das ging nicht. Ohne Auftr%u00e4ge und Kooperationen konnte ich mir nun endlich viel Zeit lassen, Neues ausprobieren. So arbeite ich aktuell nicht nur an Bildern, sondern auch wieder an einer Skulptur, wie damals auf dem Dachboden meiner Eltern. Meine eigene Comicfi gur, inspiriert vom All. Einen Prototyp gibt es bereits, nun bin ich daran herauszufi nden, was f%u00fcr ein Material mir am besten passt. Von Stein %u00fcber Holz bis hin zu 3D-Druck ist vieles m%u00f6glich.Was willst Du dieses Mal anders machen, um Dich nicht wieder zu %u00fcberarbeiten?Ich habe mir fest vorgenommen, besser auf meine Bed%u00fcrfnisse zu schauen. Wichtig ist aber auch mein Umfeld. Privat bin ich in einer Beziehung, die mir viel Halt gibt. Gesch%u00e4ftlich habe ich einen Partner, der mir den R%u00fccken freih%u00e4lt, damit ich mich aufs Malen und Werken konzentrieren kann. Ich bin keine Chaotin, aber doch ein Freigeist, der ein Gegen%u00fcber braucht, das Struktur in meinen Alltag bringt. Und nicht zuletzt habe ich vor ein paar Monaten mein Atelier von Glattbrugg an die Z%u00fcrcher Langstrasse gez%u00fcgelt. Meine Kunst ist laut, so wie die Langstrasse. Das passt also. Die Langstrasse gibt mir Energie, bringt Dynamik in meine Kunst.Aufgewachsen: B%u00fclachAusbildung: DetailhandelsangestellteKollaborationen: Porsche, Bang & Olufsen, Ferrari, Bucherer, Mumm Champagner usw.Tierlieb: Ihr Hund Artes ist immer an ihrer Seite. Web: www.moiramusio.comIn K%u00fcrze: Dass Comic-Figuren einen wichtigen Platz in Moira Musios Kunst einnehmen, ist kein Zufall. Ein Besuch im Disneyland Paris als Achtj%u00e4hrige weckt ihre Leidenschaft. Sie kennt alle Disney-Filme von damals auswendig.Sie lebte ihren Traum,  dann wurde ihr alles zu viel
                                
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