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                                    301 BEST OF BEST OF Promi%u00abWerte und Prinzipien  pr%u00e4gen mich%u00bbText und Intervie Marianne SchmidFoto: Mirjam KlukaWer an die Rollen des britisch-schweizerischen Schauspielers Anatole Taubman denkt, assoziiert diese oft mit dem B%u00f6sewicht. Im Interview mit ihm nimmt er uns mit auf eine sehr pers%u00f6nliche und intime Reise, die bis in seine Kindheit zur%u00fcckgeht, und zeigt uns, wie facettenreich und tiefgr%u00fcndig seine Lebensphilosophien sind.Sie sind in der Schweiz, aber dennoch mit englischer Muttersprache aufgewachsen. Wie kam es dazu?Eigentlich war es eher ein %u00abChr%u00fcsim%u00fcsi%u00bb an Sprachen. Meine Eltern stammten zwar beide urspr%u00fcnglich aus deutschsprachigen L%u00e4ndern, sprachen mit mir aber Englisch und untereinander Deutsch. Kurz und b%u00fcndig gesagt brachte dies der Zweite Weltkrieg mit sich, den beide erleben mussten, was sicherlich einen grossen Einfluss auf deren Leben hatte. Mein Vater war vor dem Zweiten Weltkrieg ein Wundergeiger aus K%u00f6nigsberg und meine Mutter, dreissig Jahre j%u00fcnger und aus Wien, war Operns%u00e4ngerin.Wie ist Ihr Berufswunsch %u00abSchauspieler%u00bb entstanden? Das war keine Entscheidung, sondern eine Notwendigkeit. Darwinismus. Aufgrund der dysfunktionalen Familienstrukturen kam ich fr%u00fch in Kinderheime. Dort habe ich unterbewusst schnell gelernt, dass es in solchen Einrichtungen drei Strategien gab: Mitlaufen und JaSagen, ausgestossen werden oder der Clown sein und unterhalten. Meine Wahl war die Letztere, die Erfolgversprechendste, um diese essenzielle Best%u00e4tigung und Wertsch%u00e4tzung zu bekommen. Liebe. Der Grundstein zur eigentlichen Berufswahl wurde dann aber im Internat der Stiftsschule Kloster Einsiedeln gelegt. Ich bekam dort Disziplin, Ordnung, Struktur und humanistische Werte mit auf den Weg. Die Zeit dort war die erste Konstante in meinem Leben und sie war charakterbildend. Der pr%u00e4gende und unvergessliche Pr%u00e4fekt Pater Kassian Etter, der auch Theaterleiter war, erkannte viel mehr als nur mein kom%u00f6diantisches Talent. Er sah darunter n%u00e4mlich die Traurigkeit, sozusagen hinter der Maske . Er bot mir die Rolle des Ur-B%u00f6sewicht Shylock in Shakespeares %u00abDer Kaufmann von Venedig%u00bb in einem Schultheaterst%u00fcck an, was ich zuerst gar nicht verstand und trotzdem annahm. Als das Publikum, das mich mehrheitlich kannte, nach der Auff%u00fchrung sagte, dass sie mich richtig ernst genommen haben und mir geglaubt haben, hat das bewusst etwas mit mir gemacht. Ich war damals sechzehn Jahre alt und habe damit gehadert, Geburtstag: 23. Dezember 1970Wohnort: lebt mit seiner Familie in Z%u00fcrichNationalit%u00e4t: Britsch-SchweizerischWeiteres: Ambassador Unicef Schweiz und F%u00fcrstentum LiechtensteinInstagram: anatoletaubman_offi cialIn K%u00fcrze: Anatole Taubman ist einer der international bekanntesten und renommiertesten Schweizer Schauspieler. Er bereitet sich derzeit auf einen englisch-amerikanischen Thriller vor, der in Portugal spielen wird.dass ich als Ani, mein Spitzname damals, nicht ernst genommen wurde, sondern nur als Clown. Das war dann der Ausweg aus meinem Dilemma: Wenn ich eine Rolle spiele, die so authentisch ist, dass man sie ernst nimmt und mir das alles glaubt, dann nimmt man auch mich als Anatole ernst, that%u2019s it %u2026 Ich werde Schauspieler.Darf man sich als Schauspieler zu einer Lieblingsrolle committen?Nein, aber davon tr%u00e4umen darf man schon. Ich fi nde sowieso, Tr%u00e4ume haben etwas Lebensbejahendes und Inspirierendes. Man soll nie aufh%u00f6ren zu tr%u00e4umen. Im Zentrum meines Berufs steht in jedem Fall der Mensch und seine Geschichten. Weil ich alle Gef%u00fchle erlebt habe, habe ich einen guten Zugang dazu. Es hilft, etwas zu verk%u00f6rpern, wenn man es kennt und im Frieden damit ist. Heute bin ich sehr in Frieden mit mir. Ich konnte umarmen, gehen lassen und sp%u00fcre die notwendige Selbstliebe. Eines meiner Lebensmottos ist: %u00abLife isn%u2019t about waiting for the storm to pass, life is about knowing how to dance in the rain.%u00bb (dt.: Das Leben besteht nicht darin, darauf zu warten, dass der Sturm vor%u00fcberzieht, Leben bedeutet, im Regen tanzen zu lernen.)Was ist Ihnen nebst der Schauspielerei wichtig im Leben?Familie, Freunde und Fussball. Sozusagen ist Manchester United meine Religion. Meine wundervolle Frau Sara Taubman-Hildebrand unterst%u00fctzt und st%u00e4rkt mit ihren Formaten %u00abPsychologos%u00bb und %u00abTara&Pips%u00bb und ihrem Verein Kinderstark Kinder und Familien. Ich selber bin seit 2009 Ambassador von Unicef Schweiz und F%u00fcrstentum Liechtenstein. Da ist mein Spezialgebiet Teenager von 14 %u2013 18 Jahren, die Schlimmes erlebt haben. Eine Herzensangelegenheit. Die Zeit im Internat in Einsiedeln war charakterbildend.
                                
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