Page 84 - Best ofSt. Gallen, Ausgabe 9
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 TBS Werkzeugschärferei AG
Schändrichstrasse 6, 9230 Flawil
Telefon +41 71 394 90 30 E-Mail info@tbs-tools.ch
 www.tbs-tools.ch
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Scharf geschliffene Handwerkskunst
Nachschärfen und Sonderwerk- zeuge herstellen: Das klingt un- spektakulär, ist es aber nicht. Profis wissen schon lange um die Qualitäten der TBS-Werk- zeugschärferei AG. Laien blieb das bisher verborgen. Ein Einblick in eine faszinierende Tätigkeit.
Am Anfang standen die stumpfen Sägeblät- ter von Schreiner Josef Beier. Der Gross- vater des heutigen Firmeninhabers suchte nach einer Möglichkeit, seine Werkzeuge instandzustellen. Dafür hätte er weit reisen müssen. Und so machte Josef Beier aus der Not eine Tugend und begann mit dem Schleifen der Sägeblätter. Erst für sich und dann auch für andere. Sohn Ruedi erkannte darin eine Marktlücke und gründete 1971 die TBS-Werkzeugschärferei AG.
Aus einem Einmannbetrieb entwickelte sich ein Unternehmen mit 16 Mitarbeitenden, zwei Lernenden (man bildet Produktions- mechaniker aus) und überregionaler Strahl- kraft. «Wir schärfen aber keine Haushalts- messer», schmunzelt Marcel Beier, der die Firma in dritter Generation leitet. «Private kommen kaum in Kontakt mit unserer Ar- beit.» Dafür versorgt die Firma Handwerks- betriebe in der ganzen Ostschweiz mit ihrem Service – der Instandstellung von Werkzeu- gen. Auch beim zweiten Firmenstandbein läuft die Firma zur Hochform auf. Es sind Produkte, mit aussergewöhnlichen Formen. Sie erinnern schon mal an einen Löwenkopf.
Inhaber Marcel Beier
Man stellt Sonderwerkzeuge zum Bohren, Fräsen, Drehen oder Umformen her. Unter Verwendung eines Sinterwerkstoffs aus Kobalt und Wolframkarbit. Die 330 mm lan- gen Rohlinge werden für jeden Auftrag auf die gewünschte Länge zugeschnitten. Das Material ist beinahe so hart wie Diamant. «Das gesamte Engineering für die Sonder- werkzeuge stammt von uns», so Marcel Beier, dem man anmerkt, dass er sein Metier liebt. Das war nicht immer so.
«Ich lernte Schreiner – wegen dem Werkstoff Holz. Metall lag mir
weniger am Herzen. Das hat
vielleicht etwas mit pubertärer Auflehnung zu tun: Dass man
halt nicht das tun will, was die El-
tern tun – meine Mutter arbeitete übrigens auch im Betrieb, besorgte
die Buchhaltung.» Als junger Erwachsener zog es ihm dann doch den Ärmel rein. Nach einer verkürzten Lehre bildete er sich be- triebsökonomisch weiter. Auch auf letze- rem bestand mein Vater. Als Handwerker war er auf viele Aufgaben als Unternehmer nicht vorbereitet, musste sich die Kennt-
nisse mühsamst aneignen. «Ich will, dass dir das erspart bleibt», sagte er. Der Sohn trat schliesslich bestens vor- bereitet die Nachfolge an, führt eine Firma, die Tradition und Innovation kombiniert.
Man setzt auf bewährtes Handwerk und modernste Digitaltechnik. «Bevor wir die Sonderwerkzeuge herstellen, tauschen wir uns intensiv mit
dem Kunden aus.» Was muss das Werk- zeug genau können? Denn häufig soll es in einem Schritt mehrere Arbeiten umsetzen – Löcher bohren und Konturen fräsen: damit etwa ein Dichtungsring eingesetzt werden kann. Diese Multifunktionalität führt zu den sonderbar anmutenden Formen. «Wir müs- sen diese freisetzen und scharf schleifen – alles innerhalb einer Toleranz, die sechsmal
  dünner
ist als ein Haar»,
erklärt Marcel Beier. «Wenn uns das gelun- gen und das Werkzeug fertig ist, löst das ein Glücksgefühl aus. Unsere Kunden kriegen ein Produkt, auf das wir stolz sind.»
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