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 «Dominic, das geht nun wirklich zu weit!»
Text und Interview: Regula Elsener Steinmann Fotos: Mali Lazell
Dominic Deville fürs «Best Of Zürich»? Nebst Emil Steinberger ist Deville doch DER Luzerner schlechthin – alleine schon wegen seines Dialekts. Tatsäch- lich aber lebt der «offiziell staatlich aner- kannte Satiriker», wie er sich selbst mal bezeichnete, mit seiner Familie in Zürich.
Der Titel ist berechtigt: Nicht jeder hat eine eigene Show bei SRF. Er schon – und sie trägt erst noch seinen Namen: «Deville». Daneben steht er noch immer ab und zu auf der Bühne und ist mit seinem 2018 erschie- nen Buch «Pogo im Kindergarten» auf Lese- tour. Letzteres nicht ganz freiwillig ...
Den «Kindergärtner und Punk» werden Sie wohl nie los – obwohl Sie beides längst nicht mehr sind.
Ja, trotz aller Bemühungen komme ich nicht aus dem Kindergarten raus. Das hängt in- zwischen aber vor allem mit dem Buch zu- sammen. Ich habe noch ein paar Exemp- lare im Keller. Solange die nicht weg sind, bin ich gezwungenermassen auf Lesetour. Aber die Zeit ist absehbar. Der Keller leert sich (lacht).
Und was ist mit dem Punk?
Das ist was anderes: Punk hat immer noch einen festen Platz in meinem Leben. Mit meiner Band spielte ich kurz vor dem Lock- down sogar noch ein Konzert. Ich verfolge laufend, was da musikalisch läuft ... leider ist es nicht viel. Die heutigen Innovationen sind in anderen Musikstilen zu finden. Drum wäre ich ja viel lieber ein Hip-Hopper, aber das reisst mich nun mal nicht vom Hocker. Dass die Kindergarten-Punk-Geschichte regelmässig aufgewärmt wird, stört mich aber nicht weiter. Sie ist schliesslich auch mein «Alleinstellungsmerkmal». Mich nervt einzig die Krawall-Ecke.
Krawall-Ecke?
Ja, wenn Leute behaupten, beim Deville gibt’s eh bloss Geschrei und Motorsägen. Zu Beginn war unsere Sendung sicherlich sowas wie ein geplantes Chaos. In den fünf Jahren seit dem Start haben wir unser Pro-
 fil aber längst geschärft, kommen schneller auf den Punkt und spüren stärker, welche Themen die Leute packen.
Ist das eine natürliche oder sehr bewusste Entwicklung?
Ich würde sagen beides. Wir planen das nicht am runden Tisch. Aber wir machen die Sendung ja auch nicht für uns selbst. Daher analysieren wir genau, was ankommt und was nicht. Das erkennen wir recht deut- lich, wenn wir nach der Ausstrahlung die Quotenentwicklung während der gesamten 35 Minuten vor uns haben.
Und Sie sind der Boss bei allem?
(Lacht) Die Sendung trägt meinen Namen, ich halte meinen Kopf hin. Daher geht alles über meinen Tisch. Aber wir sind quasi ein kleines Familienunternehmen. Mit einem sehr beschränkten Budget, das darf man an dieser Stelle ruhig auch mal wieder er- wähnen. Den harten Kern bilden gerade mal vier Leute, dazu eine Aushilfe. Da muss man die Kräfte als Team gut einteilen. Nehmen wir die Einspieler: Von denen schreibe ich ca. einen Drittel, den Rest ein Kollege. Wenn ich sage: «Der ist nicht gut», sagt er: «Doch, der ist gut.» Bisher hatte er immer recht. Ich bestimme also nicht etwa allein.
Lehnen Sie auch mal einen Gag ab, weil er Ihnen zu heftig ist?
Es ist umgekehrt. Das Team sagt eher zu mir: «Dominic, das geht nun wirklich zu weit!» Bei mir gilt: «I hätt no viu blöder ta.» (Kurze Pause) Ich habe gerade Gölä zitiert.
Ja, ich hab’s gemerkt.
Gut. Wo waren wir stehen geblieben? Genau: Wir wol- len heute nicht mehr jeden Schabernack machen und verzichten – auch aus Bud- getgründen – schneller mal auf ein lustiges «Füürwehr- Chörli» oder dergleichen. Dafür widmen wir uns einem Thema etwas eingehender.
Sie müssen bei allem ja
erstmal einen satirischen Ansatz finden. Wie ermüdend ist das?
Eine «Deville»-Staffel ist wie ein Marathon. Wir wissen inzwischen ab welcher Folge es langsam streng und mühsamer wird. Nach Abschluss einer Staffel würde ich mich jeweils gerne mit geschlossenen Fenster- läden wochenlang verschanzen. Aber da geht’s ja schon an die nächste. Was wir da tun, ist also durchaus Arbeit.
Klingt nicht, als ob da noch Zeit für
die Entwicklung von Brettspielen bleibt – was eigentlich Ihre grosse Passion wäre ...
Mein letztes Kartenspiel kam 2018 raus und an einem neuen Brett feile ich sicher schon vier Jahre. Ich müsste mich mal einen Monat hinsetzen und darauf konzentrieren können. Das ist im Moment tatsächlich schwierig. Zum Spielen finde ich aber immer Zeit. Wir treffen uns regelmässig im kleinen Kreis. Da sind gute Freunde dabei, Mitglieder meiner Punkband ... nur meine Partnerin nicht.
Sie mag keine Brettspiele?
Sie verdreht die Augen. Da ist Hopfen und Malz verloren. Aber egal, wir machen ja sonst fast alles zusammen in unserem Leben.
www.dominicdeville.ch
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