Page 116 - Demo
P. 116
114 BEST OF BEST OF PromiText und Intervie Muriel WilliFoto: Swiss-SkiNiklas Hartweg hat in seinen jungen Jahren schon an einigen verschiedenen Orten gelebt und sich in den verschiedensten Sportarten ausprobiert. Mittlerweile ist der 25-J%u00e4hrige aber angekommen %u2013 in der Weltelite des Biathlons und in seiner Trainingsbasis auf der Lenzerheide.Niklas, Du schreibst eigene Songs, die Du sogar schon ver%u00f6ffentlicht hast. Kommt nach der Sportdie Musikkarriere?Musik ist f%u00fcr mich ein sch%u00f6ner Ausgleich zum Sport. Ich t%u00fcftele gerne abends an neuen Songs und kann damit meine Gef%u00fchle verarbeiten. Zu diesem Hobby bin ich kurz nach meiner Matura gekommen. Damals wollte ich mich voll auf den Sport fokussieren, wurde aber von einer Lungenentz%u00fcndung ausgebremst. Also habe ich mir eine alternative Besch%u00e4ftigung gesucht. Das Musikmachen begleitet mich nun schon seit sechs Jahren, aber als Standbein anstelle des Biathlons k%u00f6nnte ich mir die Musik nicht vorstellen.Bleiben wir doch gleich bei alternativen Standbeinen. Dein Vater ist ein erfolgreicher Unternehmer. H%u00e4ttest Du Dir auch vorstellen k%u00f6nnen, diesen Weg einzuschlagen?Ich bin mit der Firma meines Vaters aufgewachsen und fand das bereits als Kind ein inspirierendes Umfeld. Tats%u00e4chlich habe ich mir kurz %u00fcberlegt, nach dem Gymnasium ein Fernstudium in Wirtschaftswissenschaften in Angriff zu nehmen. Dann wurde mir aber rasch klar, dass ich mich voll dem Sport widmen m%u00f6chte. Schwierig zu sagen, wie es nach meiner Profi sportkarriere weitergehen wird. Ein Wirtschaftsstudium w%u00e4re sicher spannend, eventuell wechsle ich dann aber auch ins Trainerfach oder so.Als Kind warst Du nicht nur von der Firma Deines Vaters fasziniert, auch ganz verschiedene Sportarten haben Dir den %u00c4rmel hereingezogen. Wieso bist Du ausgerechnet beim Biathlon h%u00e4ngengeblieben?Meine Eltern sind beide sehr sportlich. Sie haben sich sogar %u00fcber den Triathlon kennengelernt. Meine %u00e4ltere Schwester und ich haben uns auch in dieser Sportart ausprobiert. Als wir von London in die Schweiz gezogen sind, habe ich bemerkt, dass mich der Wintersport noch mehr abholt. Ich habe mit Skifahren begonnen und dann auch mit meiner Schwester in den Biathlon hineingeschnuppert. Mir gefi el sofort, wie man dabei an die k%u00f6rperlichen Grenzen geht und sich so richtig auspowert. Als ich mit 12 Jahren die BiathlonWM als Zuschauer erleben konnte, hat mich die Sportart endg%u00fcltig in ihren Bann gezogen. Vor allem der Wechsel zwischen der Energie und dem Speed auf der Loipe und der Konzentration und Ruhe beim Schiessen ist beeindruckend an dieser Sportart. Wie gelingt es, so schnell den Schalter umzulegen?Dieser Wechsel von der k%u00f6rperlichen in die mentale H%u00f6chstleistung ist tats%u00e4chlich eine Herausforderung, die nicht bei jedem Wettkampf gleich gut gelingt. Es gibt auch keine bestimmte Technik, die ich hier verraten k%u00f6nnte. Wichtig f%u00fcrs Schiessen ist, durch bewusstes Atmen Ruhe in den K%u00f6rper zu bringen. Viel l%u00e4uft auch %u00fcber das stete Training und die Routine. Dieser Wechsel gelang Dir in den vergangenen Saisons als Junior und bei den Profi s so gut, dass Du bereits einige Male auf dem Podest standest. Welche Ziele hast Du Dir f%u00fcr die kommende Saison gesteckt?Ich durfte ja bereits einmal an einer Olympiade teilnehmen. Da war ich aber noch sehr jung und es ging f%u00fcr mich vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. F%u00fcr diese Olympiasaison bringe ich die Leistung mit, um auf Topniveau mitzuhalten, und im Sommertraining m%u00f6chte ich nochmals einen Schritt nach vorne machen. Bei den Olympischen Winterspielen in Milano / Cortina 2026 ist mein erkl%u00e4rtes Ziel, eine Medaille zu holen. Nach H%u00f6chstleistungen ist besonders im Ausdauersport die Regeneration sehr wichtig. Wo kannst Du am besten herunterfahren?Ich lebe nun bereits seit einiger Zeit wegen des Trainings auf der Lenzerheide. Hier f%u00fchle ich mich wohl und kann auch gut abschalten. Wirklich zu Hause f%u00fchle ich mich aber noch immer bei meinen Eltern in Wollerau SZ. Dort kann ich so richtig entspannen. %u00abDer Wechsel vom K%u00f6rperlichen in die mentale Ruhe ist eine Challenge%u00bbGeburtstag: 1. M%u00e4rz 2000Lieblingsort auf der Lenzerheide: Ich mag die Vielfalt %u2013 im Dorf kann man mitten unter Leuten einen Kaffee trinken, auf den Bergen fi ndet man Ruhe und auch am See vorne geniesse ich es.Vorbilder: Im Biathlon Johannes Thingnes B%u00f8, er verteidigte w%u00e4hrend Jahren auf h%u00f6chster sportlicher Ebene die Favoritenrolle. Roger Federer beeindruckt mich als Sportler und im bodenst%u00e4ndigen Umgang mit den Leuten.In K%u00fcrze: Niklas Hartweg wurde 2019 Jugendweltmeister im Biathlon Einzel. Im Winter 2022/23 gewann er die Auszeichnung f%u00fcr den besten Biathleten unter 25 Jahren. Nachdem er als Profi sportler an der Heim-Weltmeisterschaft im Februar 2025 das Podest mehrmals knapp verpasste, war er im M%u00e4rz auf der Pokljuka-Hochebene in Slowenien gemeinsam mit Aita Gasparin im Single-Mixed-Wettkampf siegreich.

