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                                    BEST OF BEST OF Promi 712%u00abDie Filmschule  macht weiterhin Sinn%u00bbText und Intervie Elio StammFoto: Snakefi lm / Eszter GordonDer Z%u00fcrcher Regisseur und Produzent Markus Fischer erz%u00e4hlt, warum er nach Erfolgen wie der Bestatter-Serie f%u00fcr SRF heute nur noch ausgew%u00e4hlte Projekte angeht, und was er jungen Menschen r%u00e4t, die dem Traum vom Aufstieg im Filmbusiness nachjagen.Filmregisseur, Produzent, Autor mit eigener Filmproduktionsfi rma, und 72 Jahre alt. Wann setzt Du Dich zur Ruhe?Clint Eastwood macht noch mit 90 Filme, ich habe also noch etwas Zeit (lacht). Ich habe viel gemacht in meiner Karriere, sogar %u00fcber 40 Filme in Deutschland gedreht. Weil ich eine Familie ern%u00e4hren musste, vor allem aber, weil das Filmgesch%u00e4ft immer mehr Passion als Arbeit f%u00fcr mich war. Darum habe ich auch nicht aufgeh%u00f6rt, als ich ins Pensionsalter kam. Sieben Staffeln Bestatter-Serie mit Mike M%u00fcller f%u00fcr das SRF, der Horrorfi lm %u00abDie schwarze Spinne%u00bb und danach noch der Bestatter-Film: in meiner Produktionsfi rma Snakefi lm waren bis zu 50 Leute engagiert. Seit zwei Jahren habe ich nun aber das Tempo etwas gedrosselt. Ich gehe nur noch ausgew%u00e4hlte Projekte an. Und versuche, die kommende Generation zu unterst%u00fctzen.Wie die lettisch-schweizerische Regisseurin Olga Dinnikova, deren Deb%u00fctfi lm %u00abBehind the Glass%u00bb Du produziert hast.Genau. Die Geschichte rund um eine junge Mutter aus Lettland, die alles in Bewegung setzt, um ihre durch Alkohol und Drogen gef%u00e4hrdete f%u00fcnfzehnj%u00e4hrige Tochter in der Schweiz zur%u00fcck ins Leben zu holen, hat mich emotional ber%u00fchrt. Olga Dinnikova hat darin auch ihre eigene Migrationsgeschichte einfliessen lassen. Das macht den Film authentisch.Was r%u00e4tst Du jungen Menschen, die davon tr%u00e4umen, Filme zu machen? Das Wissen ist heute auf dem Internet verf%u00fcgbar, kleine Consumer-Kameras f%u00fcr ein paar Tausend Franken liefern in den richtigen H%u00e4nden Hollywood-Qualit%u00e4t. Ich w%u00fcrde sagen, die Filmschule macht weiter Sinn. Auch wenn man sich das Wissen, das dort gelehrt wird, heute auf alternativen Wegen aneignen kann. Das Netzwerk, das man bildet, ist zentral, wenn es um die eigenen Karrierechancen geht. Man arbeitet gemeinsam an Studentenfi lmen, und wenn jemand sp%u00e4ter dann den Durchbruch schafft, gibt er jenen einen Chance, mit denen er w%u00e4hrend der Schulzeit gute Erfahrungen gemacht hat. Das ist menschlich. Ich habe auch immer wieder mit den gleichen Schauspielern und Crew-Mitgliedern gearbeitet.Geburtstag: 29. Juli 1953Wohnort: Z%u00fcrichEin Auszug seiner Filmographie: %u00abBehind the Glass%u00bb von Olga Dinnikova 2025 (Produktion), %u00abDer Bestatter %u2013 der Film%u00bb mit Mike M%u00fcller 2023 (Regie, Produktion), %u00abDie schwarze Spinne%u00bb mit Anatole Taubmann 2022 (Regie, Produktion), %u00abDer Bestatter%u00bb 7 Staffeln f%u00fcr SRF 2013 %u2013 2019 (Regie, Produktion), %u00abHunkeler %u2013 Tod einer %u00c4rztin%u00bb mit Mathias Gn%u00e4dinger 2004 (Regie), diverse Tatort-FolgenWeb: www.snakefi lm.ch In K%u00fcrze: Z%u00fcrich bezeichnet Markus Fischer als guten Standort f%u00fcr Filmemacher, nicht zuletzt, weil die hiesige Filmf%u00f6rderung %u00fcber ein beachtliches Budget verf%u00fcgt und auch jungen Talenten eine Chance gibt.Es braucht also das Gl%u00fcck, die richtigen Leute zu kennen?Ganz ohne Gl%u00fcck geht es nicht. Alles Gl%u00fcck n%u00fctzt aber nichts ohne eigene Vision, eigene Stimme und vor allem ohne viel Wille. Das Filmbusiness ist so hart umk%u00e4mpft, dass man zwangsl%u00e4ufi g immer wieder hinf%u00e4llt. Auch mir ist es immer wieder passiert, dass ich ein Projekt nach jahrelanger Arbeit nicht realisieren konnte, weil mein Antrag auf F%u00f6rderung abgelehnt wurde. Damit muss man leben k%u00f6nnen, aufstehen, und sich ins n%u00e4chste Projekt st%u00fcrzen.Du selbst bist nicht an die Filmschule, sondern hast via Assistenzen den Einstieg geschafft. Bis auf das Make-up und Kost%u00fcm habe ich fast alle Rollen in der Filmproduktion wahrgenommen (lacht): Kamera, Licht, Sound, Schnitt, Assistenzen im Regie- und Produktionsbereich bis hin zur Musikkomposition.Hat es Dir sp%u00e4ter als Regisseur und Produzent geholfen, ein Generalist zu sein?Ein Generalist zu sein, der verschiedene Bereiche wirklich versteht %u2013 und nicht einer, der alles probiert hat aber von nichts eine Ahnung, trug defi nitiv zu meinem Erfolg bei. Zu wissen, in welchem Umfeld sich Schauspieler wohlf%u00fchlen, und wie viel Zeit die Lichtmannschaft braucht, um alles umzustellen, wenn man pl%u00f6tzlich in die gegenseitige Richtung drehen will, hilft, richtig zu entscheiden. Und ruhig zu bleiben. So dass ich heute sagen darf, dass nicht nur ich gerne mit meinen langj%u00e4hrigen Mitstreitern kollaboriert habe, sondern auch sie mit mir.
                                
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