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102 BEST OF BEST OF PromiText und Intervie Felix EngeliFoto: David HaasIn seinem Lied %u00abValentina%u00bb singt Pascal Gamboni von der Suche einer jungen Frau nach dem Sinn des Lebens. Er selbst hat seine Bestimmung l%u00e4ngst gefunden: Mit einf%u00fchlsamen und auch rockigen Songs tr%u00e4gt der Sedruner in seinem Tujetscher Dialekt die alte, r%u00e4toromanische Sprache mit viel Herzblut in die Welt hinaus.Du bist einer von wenigen S%u00e4nger:innen, die fast ausschliesslich auf R%u00e4toromanisch singen. Aus %u00dcberzeugung? Als junger S%u00e4nger hatte ich noch null Interesse, in meiner Muttersprache zu singen. Wie alle anderen fand auch ich englischsprachige Bands cooler %u2013 obwohl ich die Sprache anfangs gar nicht verstand. Mit 16 bin ich von zu Hause weg, zuerst zum Studieren nach %u00d6sterreich. Doch dabei f%u00fchlte ich mich nie ganz vollst%u00e4ndig. Den Menschen, der ich im R%u00e4toromanischen bin, konnte ich einfach nicht ins Deutsche %u00fcbertragen. In der Heimat sang ich zwischendurch mit einem Freund Lieder in unserem Tujetscher Dialekt, was mir sehr gefi el. Dann lebte ich zehn Jahre in England, wo ich auf Englisch gesungen habe. Das war eine coole und lehrreiche Zeit. Irgendwann wurde dann das Verlangen immer gr%u00f6sser, wieder auf Romanisch zu singen. Ich kam zur%u00fcck in die Schweiz und wusste intuitiv, dass ich mich auf R%u00e4toromanisch am besten ausdr%u00fccken kann.Du lebst in der Deutschschweiz. W%u00fcrde es Dich auch mal reizen, ein paar Lieder in Schweizerdeutsch zu machen?Das will ich unbedingt mal noch machen. Aber es muss von innen kommen und soll nicht erzwungen sein. Im Romanischen bin ich einfach am meisten zu Hause. Ich merke immer mehr, wie viel die Kindheit und Jugend in der romanischen Kultur mich gepr%u00e4gt haben. F%u00fcr mich ist die Sprache wie ein Instrument. Nur weil ich Deutsch kann, heisst das nicht, dass ich gut auf Deutsch singen kann, oder auf Englisch. Aber ich bin %u00fcberzeugt: Man kann mit jeder Sprache, mit jedem Dialekt sch%u00f6ne Musik machen. Sie muss einfach pers%u00f6nlich zu dir passen. Viele verstehen R%u00e4toromanisch nicht. Hast du deshalb Dein 2021 erschienenes Liederbuch %u00abArva La Mar%u00bb gemacht, worin Du Deine Lieder %u00fcbersetzt?Die Leute fragten mich immer wieder nach %u00dcbersetzungen meiner Lieder. Obwohl ich der Meinung bin, dass man eine Sprache nicht verstehen muss, um Musik zu geniessen, kann ich den Wunsch nachvollziehen. Das R%u00e4toromanische ist nicht wie zum Beispiel Italienisch, bei dem sich jeder etwas unter der Sprache und der Kultur vorstellen kann. Vielleicht ist die r%u00e4toromanische Kultur daf%u00fcr einfach zu klein. Das Liederbuch mit den %u00dcbersetzungen war also f%u00e4llig. Ich habe es zusammen mit einem Album herausgebracht, in dem ich die Lieder nur mit Gitarrenakkorden spiele, so dass man den Text noch besser mith%u00f6ren und mitsingen kann.Du bist Solok%u00fcnstler, spielst aber auch immer wieder mit anderen Musiker:innen zusammen.Ich produziere meine Musik alleine und spiele auch meist alleine. Aber zu meinem Konzept geh%u00f6rt auch, dass ich meine Lieder zusammen mit verschiedenen Musiker:innen spielen kann. Mit Cellisten, Multi-Instrumentalisten, Schlagzeugern, Bassisten und so weiter. Mal im Trio, mal im Duo und selten sogar als f%u00fcnfk%u00f6pfi ges Ensemble. Ich fi nde es sehr inspirierend, in vielen verschiedenen Konstellationen Musik zu machen. So kann ich an unterschiedlichen Auftritten auch unterschiedliche Lieder auspacken.Mit Deiner Musik tr%u00e4gst Du zur Erhaltung der R%u00e4toromanischen Kultur bei. Wird genug gemacht daf%u00fcr?Das Problem ist halt, dass viele Menschen von Graub%u00fcnden wegziehen. Auch ich lebe in Bern. Ich merke es bei meinem Sohn: Wir reden zusammen R%u00e4toromanisch, aber an der Haust%u00fcre ist dann Schluss. Umso wichtiger ist es, dass die Sprache wann immer m%u00f6glich zelebriert wird. Und ich glaube, heutzutage ist eine gute Zeit daf%u00fcr. Fr%u00fchere Generationen mussten noch damit leben, dass ihr R%u00e4toromanisch im Umland nicht %u00fcberall gut ankam. Wenn ich heute mit meinem Sohn in Bern in unserer Sprache spreche, sagt oft jemand: %u00abOh, cool, ist das R%u00e4toromanisch?%u00bb Ich mag das. Und ich will unsere sch%u00f6ne Sprache auch weiterhin mit meiner Musik leben und zelebrieren. %u00abF%u00fcr mich ist die Sprache wie ein Musikinstrument%u00bbGeburtsdatum: 9. Juni 1977Aufgewachsen: SedrunWeb: www.pascalgamboni.comIn K%u00fcrze: Pascal Gamboni ist ein S%u00e4nger aus dem B%u00fcndner Oberland, der haupts%u00e4chlich auf R%u00e4toromanisch, aber auch auf Englisch und Italienisch singt. Mit zahlreichen Auszeichnungen hat er sich als authentischer K%u00fcnstler etabliert.Es ist wichtig, dass R%u00e4toromanisch wann immer m%u00f6glich zelebriert wird.

