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                                    140 BEST OF PromiVon Titel zu TitelText und Intervie Anicia KohlerFotos: Gabriel Monnet / Tobias LacknerFlurina Rigling geh%u00f6rt zu den weltbesten Athletinnen im Paracycling %u2013 sie ist mehrfache Weltmeisterin und brachte von den Olympischen Spielen in Paris zwei Medaillen nachhause. Ihr Ziel ist es, den Parasport gesellschaftlich breiter zu verankern. Flurina, Du bist 2025 Doppel-Weltmeisterin im Strassenrennen und Zeitfahren geworden. Herzliche Gratulation!Vielen Dank! Wir hatten uns alle mega auf die WM in Belgien gefreut. Belgien lebt vom Radsport, entsprechend war alles extrem aufwendig gemacht. Die Rennen wurden sogar per Helikopter %u00fcbertragen %u2013 das ist f%u00fcr uns nicht selbstverst%u00e4ndlich. Speziell gefreut hat mich auch, dass die Strecke anspruchsvoll war, mit vielen H%u00f6henmetern. Das war sehr cool.Wie f%u00fchlt es sich an, auf dem Siegertreppchen zu stehen?Ich f%u00fchle mich immer ein bisschen ausgestellt dort oben (lacht). W%u00e4hrend die Hymne l%u00e4uft, schaue ich innerlich zur%u00fcck auf alles, was gelaufen ist %u2013 gute und schwierigere Dinge. Es ist immer auch Erleichterung dabei, dass das Training und die Vorbereitungen aufgegangen sind.Der Parasport ist im Wandel %u2013 Du setzt Dich f%u00fcr mehr Chancengleichheit ein. Was ist Dir besonders wichtig?Ich sehe besonders im Austausch zwischen Regel- und Parasport viel Potenzial. Das Level steigt jedes Jahr, die Professionalisierung ist sp%u00fcrbar. Ich habe das Privileg, hauptberuflich Sportlerin zu sein. Gerade im Parasport sehe ich eine riesige Chance f%u00fcr Leute, die verunfallt sind oder seit Geburt ein Handicap haben und ein sportliches Talent mitbringen. Es kommt der ganzen Gesellschaft zugute, wenn es Menschen gut geht und sie sich integriert f%u00fchlen. Du hast die Spitzensport-RS in Magglingen absolviert. Wie hast Du dies erlebt?Das war etwas vom Spannendsten, was ich je gemacht habe. Ich profi tiere heute noch vom Austausch mit den 60 anderen Athlet:innen aus allen m%u00f6glichen Sportarten %u2013 alle hatten ein ganz unterschiedliches Verst%u00e4ndnis von Training. Mein Krafttrainer ist immer noch in Magglingen. Wir arbeiten sehr evidenzbasiert und wissenschaftlich, damit wir wissen, was funktioniert und was nicht.Dein Lenker und Deine Schuhe kommen aus dem 3D-Drucker. F%u00fcr den Lenker hast Du mit der ETH Z%u00fcrich zusammengearbeitet %u2013 wie kam es dazu? Genau. Luca Hasler stellte den Lenker im Rahmen einer Masterarbeit an der ETH f%u00fcr mich her. Wir arbeiten auch Geburtstag: 22. September 1996Wohnort: HedingenWeb: www.flurina-rigling.chInstagram: flurina_riglingIn K%u00fcrze: Seit ihrer Geburt hat Flurina Rigling ein Handicap an beiden H%u00e4nden und F%u00fcssen %u2013 ihre Grifff%u00e4higkeit ist eingeschr%u00e4nkt und sie kann die Wadenmuskulatur nicht einsetzen. Trotzdem gab sie nie auf und geh%u00f6rt heute zur Weltspitze im Paracycling.heute noch zusammen, zum Beispiel wenn ich ein neues Velo habe. Das Bed%u00fcrfnis f%u00fcr solche individuellen Anfertigungen ist riesig. Unser Ziel ist es, Ans%u00e4tze zu entwickeln, die m%u00f6glichst vielen Athlet:innen bei der Erstellung von Anpassungen zu Gute kommt.Wie bist Du aufs Velo gekommen?Meine Familie ist sehr sportlich. Mein Vater und meine Schwester haben beide Leistungssport gemacht und ich wusste, dass ich das auch machen m%u00f6chte. Nur hat eine Stimme in mir gesagt: Das kannst du halt nicht, wegen deiner Handicaps. Schliesslich habe ich mich beim Verband Plusport (Verband f%u00fcr Behindertensport Schweiz) gemeldet. Der Nati-Trainer Dany Hirs hat mich mit seiner Begeisterung f%u00fcr den Radsport angesteckt und mich sehr professionell gef%u00f6rdert. Davor hatte ich Parasport nicht auf dem Schirm und vielen meiner Kolleg:innen ging es %u00e4hnlich. Ich w%u00fcnsche mir, dass sich das %u00e4ndert %u2013 daf%u00fcr setze ich mich ein.Woher nimmst Du diesen Kampfgeist?Ich habe ihn seit meiner Kindheit entwickeln m%u00fcssen und d%u00fcrfen. Bei mir ist es so, dass die Standardl%u00f6sung meistens nicht funktioniert. Ich muss einfach %u00fcben, %u00fcben, %u00fcben und weiterentwickeln, und irgendwann kommt der Moment, an dem es geht. Diese Gewissheit kam mir in meinem Studium in Politikwissenschaften zugute, und im Sport auch. Ich habe gelernt, es positiv zu sehen. Es ist ein Teil von mir geworden.BEST OF Promi
                                
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