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481 BEST OF BEST OF Promi%u00abMein Traum ist es, eine Staumauer zu versch%u00f6nern%u00bbText und Intervie Muriel WilliFoto: zVgFabian Florin, auch unter seinem Alter Ego %u00abBane%u00bb bekannt, z%u00e4hlt weit %u00fcber die Schweizer Grenzen hinaus zu den gefragtesten Mural-K%u00fcnstlern. Er versch%u00f6nert aber nicht nur Geb%u00e4ude im Ausland mit seinen fotorealistischen Riesengem%u00e4lden, sondern, als Initiant des Street Art Festivals Chur, auch seine Heimatstadt. Deine Ausdrucksform ist die Spray- und Graffi tikunst. Wie hast Du zu dieser Kunstform gefunden?Als die Jugendkultur des Hip-Hop in den 1980er und 1990er Jahren aus den USA zu uns nach Europa schwappte, war ich geflasht davon. Die Graffi tikunst ist neben dem Rap, dem Breakdance und dem DJing ein Teil davon. Mir imponierte, dass es in dieser Szene darum geht, selbst etwas zu gestalten, anstatt zu konsumieren. Bis heute f%u00fchle ich mich der Hip-Hop-Bewegung nahe. Meine Werke w%u00fcrde ich allerdings nicht mehr als Street-Art oder als Graffi tikunst bezeichnen, sondern als Mural-Art.Das Wort Mural verr%u00e4t es %u2013 Du bespielst riesige W%u00e4nde. Entstehen Deine Werke jeweils in Teamarbeit?Murals im Format von 200 bis 300 Quadratmetern kann ich selbst herstellen. Wenn ein Bild %u00fcber 500 Quadratmeter misst, bin ich aber froh um Hilfe bei der Ausf%u00fchrung. Unsere Kunstform ist generell sehr kollaborativ, man hilft sich gegenseitig. Ich hole gerne andere K%u00fcnstler an Bord. Neben den anderen K%u00fcnstlern steht aber immer auch noch ein Team hinter meinen Werken. Ich arbeite mit einem Management, das die Korrespondenz und die Organisation im Hintergrund %u00fcbernimmt, und bei der Ausf%u00fchrung darf ich auf einen Assistenten oder eine Assistentin z%u00e4hlen. Solche riesigen Fl%u00e4chen zu gestalten, stelle ich mir, ob nun mit oder ohne Hilfe, sehr herausfordernd vor. Welches war Dein bisher schwierigstes Werk?Das war der M%u00fchleturm in Chur. Der 40 Meter hohe ehemalige Siloturm tr%u00e4gt nun das gr%u00f6sste Wandgem%u00e4lde der Schweiz. Es war aber nicht einmal die Gr%u00f6sse, die dieses Projekt so herausfordernd machte, eher die Umst%u00e4nde. Dort windete es st%u00e4ndig und ich arbeitete von einem winzig kleinen Metallkorb aus. Es dauerte %u00fcber zehn Minuten, wenn ich herunterfahren musste, weil ich etwas vergessen hatte oder das Bild von unten betrachten wollte.Allein am M%u00fchleturm hast Du bisher einen Bergkristall, eine Kinderzeichnung und eine geheimnisvolle Frauenfi gur festgehalten. Deine Werke sind sehr vielf%u00e4ltig. Gibt es ein Thema, das Dich besonders besch%u00e4ftigt?Bei meinen freien Fl%u00e4chen, die ich nicht auf Auftragsbasis gestalte, gibt es den technischen und den inhaltlichen Aspekt, mit denen ich experimentiere. Momentan arbeite ich gerne mit Licht%u00fcberblendungen und ich m%u00f6chte mit meinen Bildern die Schnelllebigkeit und den %u00fcberbordenden Konsum unserer Gesellschaft hinterfragen. Gibt es in Chur oder generell auf der Welt noch Orte, die Du mit Deinen Gem%u00e4lden gerne versch%u00f6nern m%u00f6chtest?In Chur konnten wir vom Street Art Festival her bereits etwa 25 W%u00e4nde gestalten. Mein Ziel liegt bei 100 W%u00e4nden. Und eine Staumauer zu versch%u00f6nern, w%u00e4re noch ein Traum %u2013 egal, wo auf der Welt diese liegt. Bis 100 Wandgem%u00e4lde Chur versch%u00f6nern, bleibt noch einiges zu tun. Kannst Du eigentlich auch im Winter sprayen?Grunds%u00e4tzlich kann ich auch in der kalten Jahreszeit arbeiten. Bei einer Objekttemperatur von unter 12 Grad Celsius leidet aber die Qualit%u00e4t der Farbe. Da ich einen sehr hohen Qualit%u00e4tsanspruch habe, h%u00f6re ich dann jeweils auf. Du malst oft mithilfe fotografi scher Vorlagen. Welche Rolle spielt die Fotografi e f%u00fcr Deine Arbeit?Tats%u00e4chlich eine sehr grosse. Alles, was ich spraye, setzte ich n%u00e4mlich erst detailliert fotografi sch in Szene. Ich war sogar Initiant eines Gemeinschaftslabors f%u00fcr analoge Fotografi e mit dem Namen Grain Circle. Die Fotografi e ist f%u00fcr mich nicht nur ein Hilfsmittel, sondern ein wichtiges Hobby. Weshalb Bane: Das ist ein negativ behafteter Begriff, der im Englischen so viel wie st%u00e4ndiges %u00c4rgernis bedeutet. Ich sehe ihn als Mahnmal an meine fr%u00fchere Zeit als Suchtkranker. Lieblingsort in Chur: In unserer Altstadt halte ich mich sehr gerne auf. Aber am sch%u00f6nsten ist es bekanntlich im eigenen Zuhause.In K%u00fcrze: 1982 in Chur geboren, rutschte Fabian Florin als Jugendlicher in die Drogensucht. Seine Leidenschaft, die Spraykunst, zeigte ihm einen Ausweg aus diesen Abgr%u00fcnden. Heute ist Bane, so lautet sein K%u00fcnstlername, ein international gefragter Mural-Artist. 2018 hat er das Street Art Festival Chur ins Leben gerufen. Ich hinterfrage die Schnelllebigkeit und die Konsumfi xierung unserer Gesellschaft.

